Kulturpolitik

Die Bundestheater litten im zweiten Corona-Jahr

Holding-Geschäftsführer Christian Kircher und seiner Stellvertreterin Annamaria Sikoronja-Martines
Holding-Geschäftsführer Christian Kircher und seiner Stellvertreterin Annamaria Sikoronja-Martines APA/GEORG HOCHMUTH
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Holding-Chef Christian Kircher stellte die Ausnahmesituation in Zahlen dar: stark gesunkene Erlöse, dringend nötige Sondermittel. Noch 2022 geht es um die Spitzenposten von Burgtheater und Staatsoper.

Wenn in einem Unternehmen die Umsatzerlöse in nur einem Geschäftsjahr von 53 auf 20 Millionen Euro sinken, bedeutet das Alarmstufe Rot. Für die Bundestheater-Holding ist dieser Abwärtstrend nicht nur in der Saison 2020/21 eingetreten, sondern er bedeutet für Österreichs Parade-Kulturbetriebe schon das zweite durch Corona-Schließungen bedingte Horrorjahr in Serie. Das Minus betrug im Vergleich zum normalen Jahr 2018/19 sogar mehr als 61 Mio. Euro. Dennoch besteht inzwischen auch Grund für Optimismus.

Geschäftsführer Christian Kircher, der mit seiner Holding für die Staats- und Volksoper, das Burgtheater und deren Service-Betrieb „Art for Art“ zuständig ist, erläuterte in einer Pressekonferenz, wie dramatisch sich die Pandemie ausgewirkt hat: Nur dreieinhalb Monate konnte 2020/21 gespielt werden. 150 positive Corona-Fälle habe es unter den Mitarbeitern gegeben. „Es war ein ständiges Umdisponieren“, sagte der Geschäftsführer zu diesem „Ausnahmejahr.“ Dass derzeit 200 Mitarbeiter nicht einsetzbar seien, erschwere den regulären Betrieb immens. In dieser Hinsicht bleibt die Lage für alle Beteiligten in der Holding prekär.

Wie wurde die Krise bisher bewältigt? Entscheidend war vor allem die Hilfe für Kurzarbeit (30 Mio. Euro). Knapp 2000 Mitarbeiter nahmen sie in Anspruch, einige sind noch immer davon betroffen. Dazu kamen als Hilfe noch über zehn Mio. Euro Sondermittel des Kulturministeriums. „Es war unsere Pflicht, diese Förderungen in Anspruch zu nehmen“, meinte Kircher. Die Bundestheater hatten durch den Ausfall des Spielbetriebs einen um 25 Mio. Euro geringeren Aufwand. Aber die Zusatzausgaben waren beträchtlich.

Stärkerer Einbruch bei der Staatsoper

Der Mehraufwand durch Corona betrug 4,9 Mio. Euro. Allein für die Viren-Tests mussten 2,2 Mio. Euro bezahlt werden. Und der Ausfall des Opernballs brachte einen Umsatzverlust von vier Mio. Euro. Die gute Nachricht: Es konnte trotzdem ausgeglichen bilanziert werden. Zudem hat man noch Reserven, insgesamt 72 Mio. – zwischen zehn und 30 Prozent der jeweiligen Jahresbudgets.

Die Analyse im Detail ergibt ein Paradox. Ausgerechnet der Betrieb mit der höchsten Auslastung hat erneut einen Verlust erwirtschaftet: Die Staatsoper kam auf ein Minus von 2,5 Mio. Euro – um eine halbe Million mehr als im Vorjahr. Das Burgtheater verbuchte ein Plus von 7,3 Mio. Euro, die Volksoper von 5,7. Woran liegt das? Die Staatsoper hat einen wesentlich höheren Eigendeckungsgrad (das selbst Erwirtschaftete). Mit zirka 45 Prozent ist er gut doppelt so hoch wie etwa beim Burgtheater. Da wirken sich Schließtage rasch dramatisch aus.

2020/21 ist für Kircher nicht nur von Corona geprägt worden, sondern auch vom Terroranschlag in der Innenstadt und einem Cyber-Angriff auf die Holding. Eine positive Meldung: das neue Ticket-System für Abonnenten, das derzeit implementiert wird.

Auf die Frage der „Presse“ ob sich die Verteilung der Mittel in der Ausnahmesituation auch auf den Schlüssel zwischen den Häusern in Normalzeiten auswirken könne, deutete der Holding-Chef an, dass spannende Verhandlungen bevorstünden. Was sagt Kircher zu den anstehenden Personalia an der Spitze von Staatsoper und Burgtheater? Verlängerungen, Veränderungen, oder eine Verschiebung der Entscheidungen wegen der durch die Pandemie anhaltenden Krise? „Wir müssen ausschreiben.“ Spätestens bis Ende dieses Kalenderjahrs wird also von Kultur-Staatssekretärin Andrea Mayer entschieden werden, ob Bogdan Roščić und Martin Kušej Österreichs Bundestheatern als tragende Säulen erhalten bleiben.

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