Psychosoziale Gesundheit

7600 neue Therapieplätze für Kinder und Jugendliche

Die Bundesregierung finanziert rund 7600 Therapieplätze für Kinder und Jugendliche. Experten aber wünschen sich auch mehr Geld für niederschwellige Beratung.
Die Bundesregierung finanziert rund 7600 Therapieplätze für Kinder und Jugendliche. Experten aber wünschen sich auch mehr Geld für niederschwellige Beratung.(c) APA/ROLAND SCHLAGER
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Nun ist fix wohin die versprochenen 13 Millionen für die psychische Gesundheit von Jugendlichen fließen werden: Eine neue Clearingstelle bietet Einzel- und Gruppentherapien. Niederschwellige Helplines gehen hingegen leer aus.

180 Millionen investiert die Bundesregierung in Maßnahmen, die die psychosoziale und körperliche Gesundheit von Kinder und Jugendlichen verbessern soll, da diese unter den Folgen der Pandemie besonders gelitten haben. Dafür sind seit Juli 13 Millionen Euro fixiert, die aus dem Gesundheitsministerium in die therapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen fließen soll. Nun ist endlich klar, in welcher Form das passieren soll: Ab Ende März wird eine neue Clearingstelle eingerichtet, die zur zentralen Anlaufstelle für junge Menschen mit psychischen Problemen werden soll. Verankert wird diese im Berufsverband der Österreichischen Psychologinnen und Psychologen (BÖP), in Kooperation mit dem Berufsverband der Psychotherapeuten und -therapeutinnen (ÖBVP).

Präsentiert wurden die Details am Freitag von Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP), Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne), Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) sowie BÖP-Präsidentin Beate Wimmer-Puchinger und ÖBPV-Präsident Peter Stippl. Konkret bedeutet das Paket ein Angebot von 7600 Therapieplätzen für Kinder und Jugendliche bis 22 Jahre. 6000 Plätze sind für je 15 Stunden Einzeltherapie reserviert, 1600 Stunden für Gruppensitzungen und 2400 Stunden für Workshops, die in Jugendorganisationen, Vereinen und Schulen sensibilisieren sollen. 800.000 Euro fließen speziell in die psychosoziale Betreuung von Frauen und Mädchen.

Dass die beiden Berufsverbände gemeinsam vor die Kameras treten, gilt gesundheitspolitisch als Sensation, galten diese doch jahrelang als zerstritten. „Das ist ein einmaliges Projekt“, freute sich BÖP-Präsidentin Wimmer-Puchinger. „Noch nie hat es diesen Schulterschluss zum Wohle der psychischen Gesundheit gegeben.“ Er leiste einen Beitrag, seelische Not endlich zu „entstigmatisieren“ und zu „enttabuisieren“. Allerdings: Nach Einschätzung einiger Experten und den Neos fehlt es dem Paket jedoch an zentralen Dingen, die Plakolm vorab versprochen hatte. Gerade die viel zitierten niederschwelligeren Angebote, etwa Helplines wie „147 - Rat auf Draht“, gehen leer aus. Diese soll lediglich mit der neuen Clearingstelle kooperieren.

Das gestand Plakolm bei der Präsentation am Freitag auch ein. „Es brennt an allen Ecken und Enden“, sagte sie. Der Ausbau der therapeutischen Versorgung sei nur „ein erster Schritt“. Sie wolle zusätzliche Maßnahmen für den entsprechenden Ausbau von niederschwelligen Stellen sicherstellen. Denn es gehe auch darum, dass Jugendliche „auf sich selbst schauen und aufeinander schauen“. Plakolms Jugendstaatssekretariat verfügt über ein eigenes Budget von zehn Millionen Euro. Einen Teil davon wolle man Angeboten wie etwa 147 zugute kommen lassen, heißt es aus ihrem Umfeld.

Schulpsychologen erheben Bedarf an Schulen

Zentraler Anknüpfungspunkt für die neue Clearingstelle sollen auch die rund 220 Schulpsychologen sein, die zu den „flankierenden Maßnahmen“, - etwa Schulfonds, Ergänzungsunterricht und „Monat des Sports“ - bereits aufgestockt wurden, wie Polaschek am Freitag betonte. Sie beraten vor Ort, im Internet oder via Hotlines.

Wer weiterführende Unterstützung brauche bzw. eine Therapie, müsse schließlich an das Gesundheitssystem verwiesen werden. Dafür habe man nun „gemeinsam zusätzliche Kontingente für Schüler“ aufgestellt. Aktuell würden die Schulpsychologen in Polascheks Auftrag erheben, welche Kinder eine solche Unterstützung benötigen. Es brauche eine „rasche Vermittlung“, denn man dürfe „keine Zeit verlieren“, sagte der Bildungsminister.

(juwe)

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