Strategie

Die OMV lässt die Finger von Sibirien

Die Gaslagerstätten im westsibirischen Urengoi sind die zweitgrößten der Welt. Sie werden künftig ohne die OMV ausgebeutet werden.
Die Gaslagerstätten im westsibirischen Urengoi sind die zweitgrößten der Welt. Sie werden künftig ohne die OMV ausgebeutet werden. (c) UWE ZUCCHI / EPA / picturedesk
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OMV-Chef Alfred Stern verliert das Interesse an einem lang erwarteten Milliarden-Deal des Energiekonzerns mit der russischen Gazprom. Die weitere Expansion in Russland und der Kauf von sibirischen Gasfeldern dürften vom Tisch sein.

Wien. Eigentlich könnte es kaum besser laufen. Dank der rasant gestiegenen Öl- und Gaspreise verdiente der heimische Mineralölkonzern OMV im Vorjahr die Rekordsumme von sechs Milliarden Euro. Die Schulden sind so niedrig wie selten zuvor, die Dividende hoch wie nie. Doch Alfred Stern, der seit Juni 2021 bei Österreichs größtem Industriekonzern den Ton angibt, kann sich damit nicht zufriedengeben. Schließlich wurde der Manager eigens geholt, um den teilstaatlichen Tanker auf einen „grüneren“ Kurs zu lotsen. Im März will Stern seine „Strategie 2030“ für die OMV präsentieren. Details sind bisher keine bekannt. Doch wie „Die Presse“ erfahren hat, ist eine delikate Vorentscheidung bereits gefallen. Mit ihr setzt Alfred Stern nicht nur ein Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit, sondern entsorgt auch einen Teil des Erbes seines Vorgängers Rainer Seele.

Seele-Projekt auf Abschussliste

Als Seele im Jahr 2015 seinen Job als OMV-Chef in Wien antrat, hatte der deutsche Manager ein Einstandsgeschenk mit im Gepäck. Noch vor Beginn seiner Amtszeit hatte er einen Milliarden-Deal mit der russischen Gazprom eingefädelt, der dem Konzern eine neue Welt eröffnen sollte: Die OMV sollte die Chance erhalten, sich am zweitgrößten Gasfeld der Welt, dem sibirischen Urengoi, zu beteiligen. Damals ging es um Produktionskosten und sichere Reserven. Die Ausbeutung der beiden Blöcke Achimov IV und V sollte der OMV recht billig zusätzliche 80.000 Fass am Tag bringen. Vom Klimawandel war damals in der Chefetage der OMV-Zentrale beim Wiener Prater wenig zu hören.

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