13 Millionen Euro

Wiener Psychiatrie-Koordinator vermisst Ausbau bei Fachärzten

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Bevor die ersten Kinder und Jugendlichen von den Maßnahmen profitieren, vergehen noch einmal eineinhalb Monate. Das präsentierte Paket sei zu wenig, fasst der Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, Ewald Lochner, zusammen.

Das am Freitag von der Regierung präsentierte Paket für einen besseren Zugang zu Psychotherapie für junge Menschen ab Ende März stößt beim Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien auf viel Kritik. Die 13 Millionen Euro würden zu spät kommen, betonte Ewald Lochner. Der angekündigte Ausbau der präventiven und psychotherapeutischen Angebote sei zudem zu wenig, daneben fehle ein massiver, rascher Ausbau der fachärztlichen Betreuung.

"Es ist fahrlässig, dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie keinen einzigen Cent mehr zu geben. Genau dort sind die Fachärztinnen und -ärzte, die jenen jungen Menschen, die in den Pandemiejahren akute Erkrankungen entwickelt haben, helfen können", betonte Lochner in der Stellungnahme. Studien würden eine deutliche Verschlechterung der psychischen Belastung junger Menschen während der Pandemie zeigen.

"Nach zwei Jahren der Pandemie und sieben Monaten nach der ersten Ankündigung hat die Bundesregierung nun erstmals präsentiert, wie die 13 Millionen Euro eingesetzt werden sollen. Und bevor die ersten Kinder und Jugendlichen von den Maßnahmen profitieren, vergehen nochmals mindestens eineinhalb Monate. Mit jedem Tag, der vergeht, wird die Situation aber verschlimmert", warnte Lochner.>>> Pandemie und Psyche: „Es brennt an allen Ecken und Enden“ 

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Die für den ersten Schritt angekündigte Unterstützung von 7.500 Patientinnen und Patienten mache mit den 13 Millionen Euro für jeweils 15 Stunden rund 1700 Euro pro Patient, rechnete Lochner vor. In einem ambulanten Setting mit multiprofessioneller Betreuung von Fachärzten, Psychologen, Therapeuten und Sozialarbeitern, die sich ein Jahr lang wöchentlich mehrere Stunden um die Patienten bemühen, würden jedoch Aufwendungen von 3400 Euro entstehen. "Die Kosten von 1700 Euro pro Kind oder Jugendlichem sind daher nur schwer nachzuvollziehen", kritisierte der Wiener Psychiatrie-Koordinator.

Verwunderlich sei außerdem, dass neue Strukturen auf der Ebene des Bundes geschaffen werden, ohne die bereits bestehenden Strukturen in den Ländern zu nützen, sagte Lochner. Er fordert u.a. deutlich mehr Mittel vonseiten des Bundes, mehr niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiater mit Kassenverträgen, den Ausbau von multiprofessionellen Ambulatorien sowie einen Psychologen pro Schule, der durchgehend anwesend ist.

(APA)

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