Burgtheater

Im Reich der Folterknechte

(c) Matthias Horn
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Martin Kušej versucht, Jean-Paul Sartres Existenzialisten-Klassiker „Geschlossene Gesellschaft“ mit einem Star-Ensemble zu beleben. Toll gemacht.

Da haben sie die Burgtheater-Bühne tatsächlich zugemauert! Nicht überwindbare graue Ziegelsteine. Musste Martin Zehetgruber beim Aufbau neuen Coronaregeln entsprechen, die am Samstag in Wien in Kraft traten? Nur an der Rampe steht ein schmaler Streifen zum Spielen zur Verfügung: Rechts eine mannshohe Plastik von Erwin Wurm (eine weiße Gurke), links ein langer Tisch, darauf drei Behälter für ein Buffet. Sie sind, wie sich herausstellen wird, leer. Beim Betreten des Saals wurde das Publikum mit Zetteln an den Türen informiert: „Geschlossene Gesellschaft“. Hat man sich im Termin geirrt? War man überhaupt erwünscht? Ist die Party denn bereits vorbei?

Nein, sie beginnt eben erst, und zwar mit voller Wucht. Hausherr Martin Kušej hat Jean-Paul Sartres Dauerbrenner „Huis clos“ (großteils in der Übersetzung Traugott Königs) inszeniert. Der Einakter wurde 1944 in Paris uraufgeführt. Da war Sartre 38, hatte die Kriegsgefangenschaft hinter sich, lebte im Zweiten Weltkrieg unter deutscher Besatzung bereits im Widerstand, mit Simone de Beauvoir. Solche Erfahrungen flossen ins Stück ein. Seither hat „Geschlossene Gesellschaft“ Theatergeschichte gemacht. Diese Schullektüre führt verständlich in die komplexe Halbwelt des Existenzialismus ein.

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