Zivilisten wie dieser 17-Jährige in Skole üben in der Ukraine für den Ernstfall.
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Mitreden: Wie soll der Westen reagieren?

Aus der Sicht des Westens wurde in der Ukraine-Krise eine rote Linie überschritten. Wie ernst nehmen wir die Bedrohung? Was muss folgen? Diskutieren Sie mit!

Die Lage in der Ukraine-Krise spitzt sich weiter zu: Wladimir Putin erkannt die Unabhängigkeit der Separatistengebiete Donezk und Luhansk in der Ostukraine an und schickt russische Truppen. Er verletze damit auf „schamlose Weise die Souveränität der Ukraine“, kommentiert „Presse"-Außenpolitik-Chef Christian Ultsch. Der Westen müsse mit harten Sanktionen antworten. Alle aktuellen Entwicklungen lesen Sie im Liveticker.  Christian Ultsch hören Sie auch in unserem Nachrichten-Podcast zur Lage und einem aktuellen Update am Dienstagmittag. Unsere Korrespondentin Inna Hartwich schreibt unterdessen über die Stimmung im Donbass: Seit der Videobotschaft des Donezker „Oberhaupts“ Denis Puschilin, in der er Frauen, Kinder und ältere Menschen dazu aufruft, sich zur Abreise nach Russland bereit zu machen, berichten Beobachter von kilometerlangen Schlangen an den Grenzübergängen. Es herrsche Panik, die Menschen wüssten nicht, was sie machen sollten. 

Zahlreiche Beiträge auf den „Presse"-Debattenseiten beschäftigten sich in den vergangenen Tagen und Wochen mit dem Konflikt.

Die Krise sei durch Russlands „grundlose militärische Aufrüstung“ verursacht worden, kritisierte etwa die US-Botschafterin in Österreich, Victoria Kennedy. Die Tür zur Diplomatie sei offen, aber in einem Klima der Eskalation mit vorgehaltener Waffe komme man nicht weiter. Der russische Botschafter Lev Terekovh entgegnete ihr: „Die jetzige prekäre sicherheitspolitische Lage in Europa ist vor allem der kurzsichtigen aggressiven Haltung der USA und ihrer Nato-Verbündeten gegenüber Russland geschuldet“.

Michael von der Schulenburg, langjähriger Mitarbeiter der Vereinten Nationen, sieht in dem Konflikt eine Chance für einen innereuropäischen Frieden. Die USA könne den Konflikt aber nicht lösen. In einem ausführlichen Gastbeitrag lotet er die Schwächen der Konfliktparteien aus und schreibt: „Nachdem 1963 Frankreich und Deutschland ihre Erbfeindschaft in eine Freundschaft verwandelt haben, könnte man nun damit beginnen, auch die heute noch bestehende Feindschaft mit Russland, dem dritten großen Kontrahenten zweier Weltkriege auf dem europäischen Kontinent, abzubauen.“ Weiter meint er: „Weder die EU noch Russland werden je eine globale Großmacht auf Augenhöhe mit den USA oder China sein. Vielleicht liegt gerade darin die Chance für einen innereuropäischen Frieden."

Über die Auswirkungen auf Europa schreiben auch Ivan Krastev und Mark Leonard. Sie meinen: „Wenn Putin mit seinen Drohungen gegen die Ukraine die Europäer zum Überdenken ihrer Sicherheitsordnung anregen wollte, so ist ihm das gelungen. Und damit hat er das Zusammengehörigkeitsgefühl der EU-Mitgliedstaaten gestärkt."

Querschreiber Karl-Peter Schwarz meinte dagegen Anfang Februar in seiner Kolumne: „Die einzige Macht, die adäquat reagiert und Osteuropa konsequent unterstützt, ist Großbritannien. Die Briten liefern Kiew Waffen, die Deutschen 5000 von geforderten 100.000 Stahlhelmen sowie den Rat ihrer Außenministerin, die Regierung möge in erneuerbare Energie investieren. Die EU bietet ein Bild des Jammers."

(sk)

Diskutieren Sie mit: Wie geht es in der Ukraine-Krise weiter? Wie bewerten Sie die Rolle der Europäischen Union? Wie kann deeskaliert werden?

(Anm: Der Diskussionsartikel vom 21.02. wurde am 22.02. um 10.00 Uhr aktualisiert)

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