Greenpeace

Fair produzierte Bio-Schokolade Mangelware in Österreich

Die Presse/Clemens Fabry
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„Süße Versprechen, bittere Realität“, heißt es in Bezug auf den österreichischen Marktführer Milka.

Schokolade, immer eine kleine Versuchung, die es inklusive schlechten Gewissens gibt. Meist nur der Kalorien wegen. Doch was ist eigentlich genau in einer Tafel Schokolade und woher kommen die dafür so notwendigen Kakaobohnen. Greenpeace hat einen genauen Blick in die Verkaufsregale geworfen, mit ernüchterndem Ergebnis: Nur sechs Prozent der Tafelschokoladen werden umweltfreundlich und sozial verträglich produziert. Hinzu kommt, dass sich in fast jedem dritten Produkt die Zutat Palmöl befindet, die wegen ihrem oft das Klima und die Artenvielfalt schädigenden Anbaumethoden in Verruf geraten ist. Von überraschenden Gewinnern und Verlierern dieser Analyse.

Problematisch sei, "dass für den Kakao und das Palmöl in der Schokolade häufig große Flächen an Natur zerstört werden", sagt Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace in Österreich. Im Fall von Schokolade nennt Greenpeace gleich den österreichischen Marktführer als schlechtes Beispiel und zitiert aus dem selbst erstellten Report "Süße Versprechen, bittere Realität" vom Vorjahr, der aufzeige "wie Milka und der Mutterkonzern Mondelez international in weltweite Zerstörung von Regenwäldern und Menschenrechtsverletzungen entlang der Lieferkette involviert sind. 2019 konnten in Indonesien rund 10.000 Brandherde mit Palmöl-Zulieferbetrieben von Mondelez in Verbindung gebracht werden. Aktuell läuft in den USA eine Klage gegen unter anderen Mondelez wegen Beihilfe zur illegalen Versklavung tausender Kinder auf Kakaoplantagen", erläutert die NGO.>>> Gibt es umweltfreundliche Alternativen zu Palmöl?

Insgesamt hat Greenpeace die Schokoladetafeln bei den Einzelhändlern anhand von vier Kriterien untersucht: biologische Produktion, sozial fair produzierter Kakao, Freiheit von Palmöl und tierischen Bestandteilen.

Diskonter gewinnt bei allen vier Kriterien

Die Supermarktkette Hofer schneidet beim Sortiments-Vergleich am besten ab und belegt damit Platz eins. "Sechs von neun untersuchten Supermärkte wie Billa und Interspar bieten Tafelschokolade in Bio-Qualität an", bilanzierte Panhuber. Was die soziale Standards betrifft, so suchte Greenpeace hier nach den Siegeln "Fairtrade", was für den Kakao einen garantierten Mindestpreis und den Einsatz gegen Kinderarbeit bedeutet, oder zumindest auf "Rainforest Alliance". "Zumindest das EU-Bio-Siegel mit dem stilisierten Blatt aus weißen Sternen müssen alle Produkte aus biologischer Landwirtschaft tragen. Möchte man tierische Inhaltsstoffe ausschließen, geben Siegel wie die Vegan-Blume oder das V-Label Sicherheit beim Kauf", lauten die weiteren Konsumententipps der NGO.

Das Publikationsdatum des Marktchecks fällt dabei nicht zufällig auf den heutigen Mittwoch, denn die NGO macht gleichzeitig darauf aufmerksam, dass die EU Kommission laut Ankündigung heute auch ihren Entwurf für ein EU-Lieferkettengesetz präsentieren wird. Darin wird vorgeschlagen, dass alle Unternehmen ab einer gewissen Größe unternehmerische Sorgfaltspflichten in Bezug auf Sozial- und Umweltstandards entlang der gesamten Lieferkette einhalten müssen und bei Verstößen vor Gericht zur Verantwortung gezogen werden können. Ein strenges Gesetz würde auch den Konsumenten die Wahlmöglichkeit für faire Produkte erleichtern, daher sei die österreichische Regierung dazu aufgerufen, sich für ein solches einzusetzen.

(APA)

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