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Desaster in Moskau: Die Börse stürzt um 50 Prozent ab

Düstere Stimmung - und überall schimmert rot der Wechselkurs des Rubels durch.
Düstere Stimmung - und überall schimmert rot der Wechselkurs des Rubels durch.
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Der Angriff auf die Ukraine hat den größten Kurssturz in der Geschichte Russlands ausgelöst. In London fielen russische Aktien gar um 70 Prozent. Ein Händler warnt: „Die Russen müssen sich vorbereiten, dass wir um Jahre zurückgeworfen werden“.

Der militärische Angriff Russlands auf die Ukraine hat nicht nur weltweit eine Schockwelle an den Märkten ausgelöst. Er hat vor allem in Russland selbst für ein Desaster an der Börse und am Devisenmarkt verursacht. Der Rubel stürzte bereits am frühen Morgen um fast zehn Prozent ab und erreichte gegenüber Dollar und Euro einen historischen Tiefststand, ehe die Verluste etwas eingeengt wurden. Das rief auch die Zentralbank auf den Plan, die zum ersten Mal seit Dezember 2014 verkündete, mit Stützungskäufen auf dem Markt zu beginnen.
Außerdem werde die Liste von Sicherheiten, die von der Notenbank gegen Zentralbankgeld akzeptiert werden, erweitert, erklärten die Währungshüter. Darüber hinaus wurde zusätzliche Liquidität für die Banken des Landes in Höhe von einer Billion Rubel (etwa 11 Mrd Euro) angekündigt.

Auch am Aktienmarkt kam es zu einem Desaster. Bereits um acht Uhr Früh musste der Handel ausgesetzt werden, weil die Indizes das kritische Kurssturzausmaß erreicht hatten. Nachdem der Handel um zehn Uhr wieder aufgegriffen wurde, krachte der in Dollar denominierte Index RTS bis Mittag Moskauer Zeit (10 Uhr MEZ) um über 50 Prozent in die Tiefe auf fast nur noch 600 Punkte und damit weit tiefer als beim Crash zu Beginn der Coronapandemie vor zwei Jahren. Der Rubelindex Moex fiel um über 45 Prozent.

Beide engten ihre Verluste am Nachmittag dann ein. In jedem Fall ist es der größte Kurssturz in der Geschichte Russlands - der bisherige Negativrekord hatte am 28. November 1997 mit einem eintagesminus von 20,8 Prozent stattgefunden.

Buchstäblich alles wurde am Donnerstag auf den Markt geworfen - und zwar in London, wo eine Reihe russischer Unternehmen ein Zweitlisting haben oder in Form von Hinterlegungsscheinen (GDR, ADR) gehandelt werden, noch stärker als in Moskau. So fielen russische Bankentitel in London um bis zu über 70 Prozent.

In Moskau selbst waren von den Blue Chips in den ersten Stunden die Papiere des Gaskonzerns Gazprom am schlimmsten unterwegs. Aber schon am späten Vormittag wurden sie von der Sberbank - immerhin die größte Bank Osteuropas - überholt. Zu Mittag Moskauer Zeit waren die Sberbank-Papiere um über 55 Prozent im Minus. Dicht gefolgt von den Gazprom-Papieren, die mit knapp 55 Prozent im Minus notierten. Die Papiere des Ölkonzerns Lukoil stürzten um knapp 50 Prozent ab - und das, obwohl der Ölpreis um über sieben Prozent hochschnellt. Das Papier der Internetsuchmaschine Yandex fiel um über 40 Prozent, und das Papier des weltweit größten Palladiumproduzenten Norilsk Nickel um 30 Prozent.

Auf dem Finanzmarkt finde ein Paradigmenwechsel statt, denn nur wenige hätten diese geopolitische Entwicklung erwartet, sagte Sergej Romantschuk, Cheftrader bei der Metallinvestmentbank, in einem Statement gegenüber BBC: „In der Art, wie er war, wird er nicht mehr sein. Die Russen müssen sich darauf vorbereiten, dass wir um viele Jahre in die Vergangenheit zurückgeworfen werden – und zwar hinsichtlich der Infrastruktur des Marktes und überhaupt in allem.“

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