Corona

Novavax: Individualist der Impfstoffe

Am Donnerstag kamen 1,1 Mio. Dosen des US-Herstellers in Österreich an.
Am Donnerstag kamen 1,1 Mio. Dosen des US-Herstellers in Österreich an. [ picturedesk.com ]
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Der Schutz ist ähnlich hoch, die Technologie unter Corona-Impfstoffen bisher einzigartig: Der Proteinimpfstoff Novavax wird ab nächster Woche in einigen Bundesländern verimpft.

Wien. 1,1 Millionen Dosen des neuesten Impfstoffs aus den USA sind am Donnerstag in einem niederösterreichischen Lager angekommen: Der Proteinimpfstoff Novavax soll ab nächster Woche in die Bundesländer geliefert werden.

Österreich hat insgesamt 3,1 Millionen Dosen für das erste Quartal des Jahres geordert. Das Vakzin ist für alle über 18 Jahren zugelassen und wird in zwei Dosen im Abstand von drei Wochen verabreicht. Durch die neue Technologie sollen insbesondere jene, die bisher eine Schutzimpfung verweigert haben, angesprochen werden.

1. Wann kann ich mich wo mit Novavax impfen lassen?

Einige Bundesländer gaben bereits den Impfstart bekannt. In der Steiermark und in Vorarlberg wird Novavax ab Dienstag in Impfstraßen und bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten verimpft. In Niederösterreich wird das Vakzin ab Mittwoch in allen Landesimpfzentren verabreicht. In Salzburg ist die Impfung ab 5. März unter anderem beim Hauptbahnhof möglich. In Wien wurde der Start bisher nicht fixiert, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Am Donnerstagabend war eine Abstimmungsrunde mit dem Bund angesetzt.

2. Kurbelt der neue Impfstoff nun die Impfquote an?

10.082 Personen ließen sich in Niederösterreich für Novavax vormerken, rund 1700 in Salzburg. In Wien waren es bisher rund 9000 Personen. „Wir gehen aber davon aus, dass es mehr werden, wenn der Impfstoff dann da ist“, so ein Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrats Hacker. Maximal vier Prozent der Bevölkerung seien laut Befragungen des Austrian Corona Panel Project noch potenziell für eine Impfung empfänglich. „Bei Novavax sprechen wir von einer Steigerung der Impfquote von 0,4 bis zu einem Prozentpunkt in Wien. Das ist also nicht die große Veränderung, die uns eine breite Herdenimmunität bringt, aber immerhin“, so der Sprecher. Besonders bei Kindern gebe es grundsätzlich Potenzial, die Impfquote zu steigen. Zugelassen ist Novavax aber erst ab 18 Jahren. Überzeugen könnte der Impfstoff jene, die bisher skeptisch wegen der Impfstoff-Technologie waren: „Die Leute, die es bis jetzt aufgeschoben haben, weil sie keine mRNA- oder Vektortechnologie nutzen wollten, sollen jetzt zugreifen“, so Markus Zeitlinger, Leiter der Uniklinik für Klinische Pharmakologie an der Medizinischen Universität Wien.

3. Wie funktioniert der Proteinimpfstoff?

Novavax ist der erste Corona-Impfstoff, der keine mRNA- oder Vektortechnologie nutzt. „Der Proteinimpfstoff sorgt dafür, dass der Körper – abgesehen von den Antikörpern – selbst nichts produzieren muss“, so Zeitlinger. Anders ist das bei den herkömmlichen Corona-Impfstoffen: „Da wird nur der Bauplan verabreicht, und der Körper muss das Protein selbst produzieren.“ Bei Novavax wird dies quasi ausgelagert: Insektenzellen werden infiziert, die dann das das Protein für den Impfstoff produzieren. Man verabreiche bei Novavax insgesamt etwas weniger Antigen, als meist vom Körper produziert wird. Deshalb gibt es auch einen „Hilfsstoff“, der den Körper unterstützen soll: ein Extrakt aus dem Seifenrindenbaum. Dies wird vom Körper als Fremdkörper wahrgenommen und er sendet Immunzellen, die dann auch auf den Impfstoff reagieren.

4. Was sind medizinische Vor- oder Nachteile zu Biontech und Co.?

Der Schutz von Novavax ist ähnlich hoch wie bei den bereits bekannten Impfstoffen. „Man hat in Studien eine etwa 90-prozentige Schutzwirkung vor einer symptomatischen Infektion festgestellt“, so Zeitlinger. Aber: Die Studien, die vor etwa einem Jahr durchgeführt wurden, befassten sich noch nicht mit Omikron. „Ich denke jedoch, dass die Wirksamkeit sehr vergleichbar ist“, so Zeitlinger. Grundsätzlichen Vorteil sieht er bei Novavax keinen – höchstens darin, dass die Menge der Antikörper standardisiert ist. „Bei Novavax weiß ich genau, wie viel Antigen ich verabreiche. Das gibt etwas mehr Kontrolle.“ Bei anderen Vakzinen hänge es davon ab, wie viel der Körper individuell produziert.

5. Kann man mit Novavax auch boostern?

In Studien hat man bereits Menschen, die zwei Impfungen mit den herkömmlichen Impfstoffen erhalten haben, mit Novavax geboostert. „Man hat gesehen, dass die Wirkung fast gleich ist, als hätte man ein drittes Mal mRNA bekommen“, so Zeitlinger. „Man kann also durchaus mit Novavax boostern.“

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