Invasion

Experte Mangott: "Ukraine ist völlig auf sich allein gestellt"

Eine Frau, aufgenommen Anfang der Woche in der Ostukraine.
Eine Frau, aufgenommen Anfang der Woche in der Ostukraine.APA/AFP/ARIS MESSINIS
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Dass Sanktionen gegen das kriegstreibende Russland verhängt werden, sei wichtig, sagt Russland-Experte Gerhard Mangott. Sie werden treffen, auch wenn der Kreml Vorarbeit geleistet hat.

Die russische Armee setzt ihre Angriffe auf die Ukraine fort. Augenzeugen berichten von weiteren Explosionen in der Hauptstadt Kiew sowie Raketenangriffen. Die feindlichen Bodentruppen würden aber derzeit kaum vorrücken, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi am Freitag in einer TV-Ansprache. Wie lange das so bleibt, sei unklar. Besser einschätzen lassen sich hingegen die Folgen der gegen Russland verhängten Sanktionen. Neben den USA und Großbritannien wurden solche auch von der EU, Japan, Australien und Taiwan angekündigt. „Es ist wichtig, dass diese massiven Sanktionen gekommen sind“, sagte der Russland-Experte Gerhard Mangott im Ö1-„Morgenjournal“.

Allerdings befürchtet der Professor für internationale Beziehungen an der Universität Innsbruck mit dem Schwerpunkt Osteuropa und Russland, dass man Putin damit „nicht davon abhalten wird, diesen Krieg bis zum Ende zu führen - bis er seine geopolitischen Ziele erreicht hat“. Denn: Freilich habe die Führungsriege in Moskau mit diesen Sanktionen gerechnet: „Sie habe in den vergangenen Jahren versucht, sich teilweise dagegen zu immunisieren und Vorbereitungen zu treffen, aber die Sanktionen werden jedenfalls das wirtschaftliche Wachstum in Russland verlangsamen.“ Möglicherweise drifte das Land auch in eine Rezession ab.

Sicher sei, dass die Lebensverhältnisse der russischen Bevölkerung „schlechter werden“, sagte Mangott. Die spannende Frage sei, wie diese mittelfristig darauf reagieren werde. Denkbar sei, dass viele „Putins außenpolitisches Abenteuertum“ für ihr „schlechtes Leben verantwortlich machen“. 

„Nichts, was der Ukraine im Augenblick helfen könnte“ 

Warum der Präsident dieses Risiko eingehe? Putin wolle die Ukraine „ganz offensichtlich willfährig machen“, meinte Mangott. „Er will, dass die Ukraine neutral wird, sich entwaffnet.“ Putin möchte eine Ukraine, „die ihre Souveränität verliert, die sich unterwirft, die einen neutralen Status akzeptiert, die akzeptiert, in der russischen Einflusszone zu sein, die sich demilitarisiert“, ergänzte Mangott im Gespräch mit der Tageszeitung „Heute“. Er sei „offensichtlich dazu entschlossen, dies mit jedem Mittel, das dazu notwendig ist, zu erreichen“.

Insofern „gibt es nichts, was der Ukraine im Augenblick helfen könnte; sie ist völlig auf sich allein gestellt“. Darüber hinaus sei eine militärische Reaktion der Nato ohnehin „völlig ausgeschlossen“, betonte der Professor. Und zwar nicht nur, weil das Militärbündnis selbst abgewunken habe, sondern auch, weil der Kremlchef selbst gesagt habe, „dass er auch bereit ist, nuklear zu eskalieren, wenn irgendjemand die russischen Truppen aufhalten möchte“.

(hell)

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