Im Ukraine-Krieg werden Vorbehalte gegen Russland nur größer. Zu einem Nato-Beitritt aber will sich Regierungschefin Sanna Marin, 36, nicht drängen lassen.
„Bei uns ist alles ruhig. Es ist wie an jedem anderen Tag.“ Die Worte von Olli-Pekka Kokko, er ist Schichtleiter des lappländischen Grenzschutzes in Salla, beruhigten viele Finnen. Der Krieg in der Ukraine wirft auch hier viele Fragen auf und weckt Sorgen wie Ängste. Entlang dieser 1300 Kilometer langen Grenze verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart, es herrscht immer ein Hauch Nervosität – und Salla passte optimal ins Bild, das die Boulevardzeitung „Iltasanomat“ zeichnen wollte. Es spielte im Winterkrieg 1939 eine Rolle, von hier aus drang Russland am 30. November 1939 in Finnland ein. Aber auch am Freitag blieb es hier still. Es ist ein kleines Gemeindegebiet, mit Anschluss an die Murmanskbahn. Kokko: „Der Grenzbetrieb ist nicht beeinträchtigt, es gibt nichts Auffälliges. Gar nichts.“
„Auf Angriff vorbereitet“
Sicherheit, Wahrung der eigenen Position (gegenüber Russland), das Betonen der Bündnisfreiheit, der eigenen Souveränität: All das genießt in Finnland großen Stellenwert. Der Grenzschutz wurde allerdings von Präsident Sauli Niinistö („Es wird kälter als während des Kalten Krieges“) und Regierungschefin Sanna Marin alarmiert, ebenso das Militär. Dem Grenzschutz kommt dabei besondere Bedeutung zu, er verfügt über eine nationale Notfallabteilung, die seit 1992 und dem Zusammenfall der UdSSR nur dazu dient, sich auf russische Bedrohungsszenarien einzustellen.