Volkstheater

„Karoline und Kasimir“: Eine Horváth-Revue mit Rollschuhen und Ast

Gleich fällt er, der Ast: Horvaths letzte Stunden in Paris.
Gleich fällt er, der Ast: Horvaths letzte Stunden in Paris.Marcel Urlaub/Volkstheater
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Das Nature Theater of Oklahoma hat mit dem sichtlich entzückten Volkstheater-Ensemble viel Spaß an zelebrierter Inkompetenz: „Karoline und Kasimir“.

Dass das wie einem Wes-Anderson-Film entsprungene Regieduo Kelly Copper und Pavol Liška, die hinter dem New Yorker Theaterkonzept Nature Theater of Oklahoma stecken, uns tatsächlich Ödön von Horváths „Kasimir und Karoline“ servieren, damit rechnete Freitagabend im Volkstheater sowieso keiner. Der Titel, von Beginn an schon durch die reine Umkehr der Namen verfremdet, sei sowieso nur ein Lockvogel. Wie es ihre Arbeiten mit literarischen Stoffen, sie nennen es Herausforderungen, sich ins Unbequeme zu begeben, immer sind, zuletzt bei ihrem Jelinek-Film „Die Kinder der Toten“.

Ein bekannter Stückname diene „nur als Entschuldigung“, als „Trick“, damit die Leute überhaupt kommen, gibt der Schauspieler, der den Regisseur spielt (Elias Eilinghoff), in der absichtlich langatmigen Einführung gleich offen zu. Viele Ähms und Ahs im Dialog mit dem Schauspieler, der den Schauspieler spielt (Bence Mezei aus dem Düsseldorfer Schauspielhaus) später, ahnten wir in etwa, was uns die nächsten zweieinhalb Stunden erwarten würde. Die dann überraschend unterhaltsam, nicht unbedingt tiefschürfend wurden.

Am Ende schwebt ein Ast. Ensemble und Publikum hatten jedenfalls sichtlich ihren deftigen Spaß an dem, was die in Europas Festivalszene stark verwurzelten Theatermacher interessierte – einem revuehaften, grotesken Horváth-Abend, in dem das namengebende Stück zu einer Nummer unter vielen, in einer Wurstelprater-Miniatur gleich am Beginn etwas zu holzschnitthaft abgefrühstückt wurde. Der mitunter etwas geschwätzige Rest rankte sich um Fantasien zu den letzten Stunden des Schriftstellers im Pariser Exil, an deren Ende, natürlich, ein mächtiger Ast vom Schnürboden schweben musste.

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