Sich zu informieren bedeutet auch, Solidarität zu zeigen mit jenen, die nicht wegschauen können, nicht weghören. Die im Krieg um ihr Leben fürchten oder um ihre Existenz. Aber ich scheitere an dieser einfachen Übung.
Ich bin sonst nicht so. Ich bin eine von den Informierten. Wenn gewählt wird, sitze ich bei der ersten Hochrechnung vor dem Fernseher. Und bei der zweiten. Und der dritten. Wenn Boris Johnson mit den französischen Fischern streitet, will ich genau wissen, wieso. Und wenn ein Virus auftaucht in China, scrolle ich mich durch Twitter, bis ich das Gefühl habe, ich bin auf dem neuesten Stand. Ich höre Nachrichten. Ich lese Nachrichten. Wenn ich einschlafe, läuft die „ZiB 2“.
Aber manchmal, selten, kann ich nicht mehr. Als Trump das zweite Mal zu siegen drohte, als sich das hinzog, tagelang, da fauchte ich jeden an, der mit mir darüber reden wollte, der die neuesten Ergebnisse kannte, aus Arizona, aus Pennsylvania. Jemand sagte: „Es schaut gut aus.“ Und ich fauchte, weil er mir Hoffnung machte. Er sagte: „Es schaut schlecht aus.“ Und ich fauchte vor Schreck. Eine Welt mit weiteren Jahren Trump an der Spitze der USA wollte ich mir nicht vorstellen.