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Google deaktiviert Live-Verkehrsdaten aus der Ukraine

(c) Screenshot/Google Maps
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Stunden vor dem Angriff auf die Ukraine war auf Google Maps von Richtung Belgorod Bewegung zu erkennen. Auch Fluchtrouten konnten in den darauf folgenden Tagen mitverfolgt werden. Nun reagiert Google.

„Heute können Sie Google Maps öffnen und sehen, wie die Menschen aus Kiew fliehen“, sagt Wissenschaftler Jeffrey Lewis zur „Washington Post“ über seine Beobachtungen der Situation in der Ukraine. Stunden bevor Russland seinen Angriff auf die Ukraine startete, twitterte er über einen Stau von Belgorod in Richtung der ukrainischen Grenze: „Jemand ist in Bewegung.“ Die Echtzeitdaten, die über Google Maps abrufbar sind, wurden nun gesperrt. Zum Schutz der ukrainischen Bevölkerung, wie der Mutterkonzern Alphabet bekanntgab.

Google deaktiviert demnach vorübergehend einige Funktionen, die Live-Informationen über die Verkehrsbedingungen und die Verkehrsdichte verschiedener Orte liefern. Nach Beratungen mit mehreren Organisationen, darunter auch regionalen Behörden, habe man sich für die Maßnahme zum Schutz der ukrainischen Bevölkerung entschieden, hieß es am Sonntagabend (Ortszeit).

Warum sperrt Google diese Daten vorübergehend?

Seit 2009 liefert Google für die Vorhersage des Verkehrsaufkommens auch Daten von Android-Smartphones mit eingeschaltetem GPS. Mit Hilfe dieser anonymisierten Daten lässt sich abschätzen, wie schnell oder langsam der Verkehr auf der jeweiligen Straße fließt. Daraus erhalten Nutzerinnen und Nutzer Informationen, ob sie für ihre Strecke länger brauchen, wenn es zu Behinderungen kommt. Aktuell können diese Daten aber zu einer Gefahr für die Flüchtlinge werden, da sich ihre Routen herauslesen lassen. Aber auch ukrainische wie russische Truppenbewegungen können darüber überwacht werden.

Jeffrey Lewis vom Middlebury Institute of International Studies in Kalifornien skizziert auf Twitter, wie sich die Truppenbewegungen auf Google Maps verfolgen lassen und hebt dabei hervor, dass die GPS-Daten wohl nicht von russischen Soldaten stammen. Sondern eher von Ukrainern, die bei ihrer Suche nach einer sicheren Fluchtroute wohl auch von russischen Truppen gestoppt wurden. Später waren Ausweichrouten deutlich zu erkennen. Die Menschen bewegten sich weiter westlich auf den Hauptverkehrsrouten, die aus den größeren Städten hinausführten. Lewis warnt auf Twitter, dass diese Informationen nicht nur hilfreich, sondern auch gefährlich sein könnten.

Ukrainische Bevölkerung erhält Echtzeitdaten weiter

Für die ukrainische Bevölkerung vor Ort sollen, einem Bericht von Reuters zufolge, weiterhin die Verkehrsdaten in der App angezeigt werden. Die Menschen auf der Flucht sollen also weiterhin darüber Informationen beziehen können, um sie aus dem Kriegsgebiet führen zu können. Seit Beginn der russischen Invasion hat sich Googles Bericht zufolge die Nutzung des Kartendienstes verdreifacht, ein Rückgang ist nicht zu bemerken.

Zum Vergleich: Die Nutzung von Google Docs ist eingebrochen, weil die Menschen nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen. Ähnlich verhält es sich mit Google Sheets. Konstant sind die Google Suche und Gmail geblieben.

(bagre)

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