Ukraine-Krieg

Börsen tiefrot - Raiffeisen rasselt in den Keller

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Der Einmarsch Russlands wird an den Börsen von Kursgemetzel  begleitet. Besonders unter Druck sind Banktitel wie die Wiener RBI. Das Raiffeisen-Spitzeninstitut will in der Ukraine weiter alle wichtigen Bankleistungen anbieten.

Die Alarmbereitschaft der russischen Atomstreitkräfte und die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen verschärfter westlicher Sanktionen gegen Russland setzen Europas Börsen zu. Der Dax verlor am Montag 2,6 Prozent auf 14.184 Punkte und der EuroStoxx50 3,2 Prozent auf 3843 Zähler. Der heimische Leitindex ATX büßte am Vormittag 4,9 Prozent aus.

Zu den größten Verlierern zählten diejenigen Institute mit einem großen Russland-Geschäft. So fielen die Titel der österreichischen Raiffeisen Bank um bis zu 18,5 Prozent auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 13,90 Euro. "Der Ausschluss russischer Banken aus dem internationalen Zahlungsverkehr bedeutet, dass diese Finanzinstitute ihre Verbindlichkeiten gegenüber ihren europäischen Gläubigern nicht mehr begleichen können", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Mit EU-weit 75 Milliarden Dollar seien diese Außenstände aber überschaubar.

RBI: Noch keine abschließende Einschätzung

In den vergangenen fünf Handelstagen hatten die RBI-Papiere bereits rund ein Drittel ihres Werts verloren. In einem Statement der Bank vom Montag hieß es, die Bank wolle in der Ukraine "nach wie vor alle wichtigen Bankleistungen" anbieten, um die Kunden unter den schwierigen Bedingungen zu unterstützen. "Dienstleistungen werden unter der Voraussetzung angeboten, dass keine Gefahr für die Sicherheit von Mitarbeitern und Kunden besteht", hießt es in dem Statement.

Eine abschließende Einschätzung zu der Lage in den Ländern könne derzeit nicht gegeben werden, da die Sanktionen "fast täglich" ausgeweitet würden, so die Bank. "Sie sind hart und in ihren Auswirkungen auf die Finanzmärkte und die Realwirtschaft weitreichend. Die Auswirkungen auf die RBI Gruppe werden analysiert."

Mit Spannung erwartet wird auch, inwiefern die großen Notenbanken die negativen Wirtschaftsfolgen der Sanktionen in ihre geldpolitischen Entscheidungen einbeziehen. Bisher hatten angesichts hoher Inflationsraten Ängste vor gegensteuernden Zinserhöhungen die Börsen belastet, doch nun könnten die Zinsschritte moderater ausfallen.

Rubel auf Talfahrt

Am Devisenmarkt ging der Rubel in den freien Fall über. Im Gegenzug stieg im russischen Inlandshandel der Dollar um mehr als 31 Prozent auf ein Rekordhoch von 109,19 Rubel. Das ist der größte Kurssprung seiner Geschichte. Daran änderte auch eine außerplanmäßige Verdoppelung des Leitzinses auf 20 Prozent durch die russische Notenbank nichts. Parallel dazu büßten russische Staatsanleihen mehr als die Hälfte ihres Wertes ein. Dadurch verdoppelte sich die Rendite der Bonds mit Laufzeiten bis 2024 und 2043 auf 17,073 beziehungsweise 20,003 Prozent.

Deutsche Bundesanleihen standen dagegen als "sicherer Hafen" hoch im Kurs. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 0,168 Prozent. Gold war ebenfalls gefragt. Mit einem Plus von zeitweise 2,2 Prozent auf 1928,32 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) steuerte das Edelmetall auf den größten Tagesgewinn seit etwa einem Jahr zu.

Bei anderen Rohstoffen treibe die Furcht vor Lieferausfällen die Preise, sagte Stephen Innes, Partner beim Vermögensverwalter SPI. So stand die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee mit einem Plus von 7,3 Prozent auf 105,07 Dollar je Barrel (159 Liter) vor dem größten Tagesplus seit fast eineinhalb Jahren. Der Weizenpreis stieg um mehr als neun Prozent, so stark wie zuletzt vor 13 Jahren. Das für Autokatalysatoren benötigte Palladium gewann fast acht Prozent und Aluminium erreichte mit 3525 Dollar je Tonne erneut ein Rekordhoch. Für alle diese Produkte ist Russland ein wichtiger Exporteur.

Rüstungsaktien stark gefragt

Unterdessen spekulierten Anleger auf glänzende Geschäfte für Rüstungsfirmen. So will allein Deutschland einmalig 100 Milliarden Euro in die Bundeswehr stecken und künftig jährlich mehr als zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben. Der Ukraine-Krieg sei ein Weckruf für die Nato, sagte Analyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Brokerhaus IG. "Wir gehen davon aus, dass die höheren Ausgaben vor allem für Ausrüstung und Technologie und nicht unbedingt für Truppen verwendet werden."

Dies bescherte Rheinmetall einen Rekord-Kurssprung von fast 50 Prozent. Der Hersteller des "Leopard 2"-Panzers notierte mit 160 Euro zeitweise so hoch wie nie. Die Titel des Rüstungselektronik-Anbieters Hensoldt stiegen um fast 90 Prozent und die seines Großaktionärs Leonardo um rund 18 Prozent. In London gewannen die Papiere von Bae Systems fast 15 Prozent auf ein Rekordhoch von 749,4 Pence und steuerten damit auf den größten Tagesgewinn seit 35 Jahren zu. In Paris legten die Aktien von Thales etwa 16 Prozent zu.

(APA/Reuters/dpa)

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