Künstlerinnen gießen den weiblichen Körper in Keramik.
Keramik

In Ton gegossen

Künstlerinnen gießen den weiblichen Körper in Keramik, um mit alten Idealen und Gewaltstrukturen zu brechen.

In manchen Situationen vermittelt eine Schirmkappe Schutz. Etwa, wenn man sich spätnachts am Heimweg befindet und sie ihr Versprechen hält. Nämlich vor ungewollter Aufmerksamkeit abzuschirmen, vor anzüglichen Blicken, lästigen Kommentaren. Wenn sie die Haare versteckt, die Augen beschattet, die Weiblichkeit kaschiert. Künstlerin Anna Riess ist gerade aus diesem Grund dabei, eine Schirmkappe zu entwerfen. Weibliche Textilbrustwarzen werden das modische Stück zieren. Das Motiv zitiert Riess in ihren Werken — auf Tellern, Tassen, Schirmen — so häufig, dass sie gar von einer „Vernippelung des Alltags“ spricht.

Künstlerin Anna Riess bearbeitet in Materialien wie Keramik und Textil Themen rund um die Fragilität und die unentlohnte Arbeit weiblicher Körper
Künstlerin Anna Riess bearbeitet in Materialien wie Keramik und Textil Themen rund um die Fragilität und die unentlohnte Arbeit weiblicher KörperChristine Pichler

Die Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper als Grundmotiv ihrer Arbeit hat sich für die Grazerin mit ihrer Schwangerschaft ergeben. „Diese Metamorphose, die man da durchläuft, generiert ein völlig neues Vertrauen in den eigenen Körper und gleichzeitig mehr Respekt für die Leistung, die da erbracht wird“, sagt Riess. Wo sie für sich auch schon mit einer Gesellschaftskritik ansetzt: „Die Arbeit weiblicher Körper wird zu wenig honoriert und thematisiert“. Das ende nicht bei der Schwangerschaft, auch mit der Menstruation verhalte sich das ähnlich, und ebenso wurde weibliche Gesundheit lang vernachlässigt. „Seit wann ist Endometriose als Begriff geläufig? Wie weit könnte die Brustkrebsforschung schon sein? Historisch gesehen galt eine Frau, die unter Schmerzen litt, eben lang als gebrechlich oder uninteressant“, so Riess.

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