IPCC

Klimaänderung: Österreich ist mittendrin

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Prater(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Weltklimarat erstellt keine detaillierten Szenarien für einzelne Staaten. Trotzdem lassen sich einige Erkenntnisse direkt auf Österreich umlegen.

„Wir sind in einer glücklichen Lage. In anderen Regionen kommt das Meer und die Leute haben nur die Chance, überhaupt wegzuziehen.“ Diesen Satz hat ein Niederösterreicher, der im Waldviertel lebt, vor einigen Monaten im Zuge einer Pressekonferenz einer Umweltorganisation in Wien gesagt („Die Presse“ berichtete). Der Waldviertler leidet an Multipler Sklerose, und zwar an einer speziellen Variante, die dazu führt, dass deren Symptome direkt mit der Temperatur zusammenhängen. Je höher, umso stärker die Schmerzen und umso geringer die Beweglichkeit.

Für Mediziner sind solche Zusammanhänge nicht verwunderlich. Hans-Peter Hutter, Oberarzt am Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien sowie Gründer und Vorsitzender von „Ärzt*innen für eine gesunde Umwelt“, hat gemeinsam mit Hanns Moshammer in mehreren Arbeiten den Zusammenhang zwischen höheren Temperaturen und höherer Sterblichkeit belegt. Entscheidende Faktoren dabei sind zwei Grenzen: einerseits das Überschreiten von 30 Grad Celsius tagsüber und andererseits die 25 Grad nächtens, die nicht unterschritten werden. Moshammer und Hutter haben gezeigt, dass die Sterblichkeit höher ist, wenn die Temperaturen höher sind.

Das haben die Wissenschaftler am Montag auch in Wien belegt: Der IPCC-Bericht zeigt, dass 300.000 Menschen weltweit durch Hitze sterben. In Österreich geht es dabei zunächst einmal vor allem um die urbanen Gebiete. Insbesondere in Städten bilden sich „Hitzeinseln“.

Strategie seit zehn Jahren

Dem versucht die seit zehn Jahren bestehende „Anpassungsstrategie“ entgegenzuwirken – etwa durch Förderung von Hausbegrünungen. Diese können einen nicht zu unterschätzenden Kühlungseffekt ergeben – und auch jede Fläche, die nicht betoniert oder asphaltiert, sondern begrünt wird.

Leonore Gewessler, die ursprünglich bei der Präsentation in der Wiener Concordia dabei sein wollte, aber dann aufgrund des Krieges in der Ukraine an EU-Ministerrat der Energieminister teilgenommen, meint in einem der „Presse“ übermittelten Statement: „Egal wo auf unserem Planeten, wir Menschen sind durch die Klimakrise verwundbarer denn je – ihre Folgen treffen uns immer stärker und regelmäßiger.“ Und weiter: „Die immer häufiger werdenden Extremwetterereignisse und ihre Folgen wirken sich massiv auf uns und unsere Natur aus. Die nach wie vor währende Abhängigkeit von fossilen Energieträgern bremst den Weg in eine klimafreundliche Zukunft. Wir müssen jetzt handeln.“

Für das Klimaschutzministerium hat in der Concordia Sektionschef Jürgen Schneider das Wort ergriffen: „Der heute präsentierte Bericht zeigt deutlich: Wir entscheiden hier und heute, in welcher Welt wir leben wollen. Die Klimakrise ist von Menschen gemacht.“ Es gebe bereits jetzt Ereignisse, die auf das Klima zurückzuführen sind: „Die vermehrten Hitzetage, extreme Wetterereignisse, die zurückgehenden landwirtschaftlichen Erträge. Das ist schon heute sichtbar.“

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