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Musterbeispiel Long Covid: Die Leiden junger Frauen

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PantherMedia 27235901PantherMedia / Artinun Prekmoung
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Bis jüngere Frauen bei gesundheitlichen Beschwerden ernst genommen und angemessen behandelt werden, vergehen oft Jahre.

Die Pandemie hat so manche Schwachstelle gesellschaftlicher Strukturen im medizinischen Kontext offengelegt. Über einige wird ständig geredet, etwa über die Korrelation zwischen Gesundheitskompetenz und Bildung. Über andere hingegen so gut wie nie. Beispielsweise über die latente Geringschätzung von Symptomen, die diffus sind, nicht leicht zu diagnostizieren bzw. zu behandeln – und von jungen Frauen beschrieben werden. Long Covid ist das perfekte Beispiel dafür.

Noch ist unklar, wie genau es zu diesen Langzeitfolgen einer Infektion kommt, und wie sie am besten therapiert werden. Betroffen sind überwiegend jüngere Frauen. Was dabei auffällt: Ärzte – zumeist ältere Männer – äußern sich oft verharmlosend, um nicht zu sagen abfällig über die Beschwerden. Attestiert werden dann schon einmal psychische Probleme. Oder der Unwille zu arbeiten. Nicht selten mit hämischem Unterton.

Ein Phänomen, das alles andere als neu ist. Wie viele Frauen werden jahrelang von Praxis zu Praxis geschickt, bis eine schmerzhafte Endometriose als solche erkannt wird – und das, obwohl sie zu den häufigsten Unterleibserkrankungen gehört? Wie viele müssen sich anhören, sie würden sich Unverträglichkeiten und Allergien nur einbilden, und sollten sich einfach ausgewogener ernähren, um Probleme wie Ekzeme in den Griff zu bekommen? Bei wie vielen werden – eigentlich sehr gut behandelbare – Depressionen als hormonbedingte Stimmungsschwankungen abgetan?

Was auch immer es damit auf sich hat und welche vielfältigen Gründe eine Rolle spielen mögen, dieser blinde Fleck in der Medizin ist ein Armutszeugnis, das Ärzte und Ärztinnen ebenso in die Pflicht nimmt wie die soziale Umgebung der Betroffenen sowie die Medien, die wieder und wieder darauf hinweisen sollten – in Interviews, Reportagen, Porträts. Und Kolumnen.

E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

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