Die russische Armee marschiert auf Kiew zu. An der Grenze zu Belarus gibt es erste Gespräche. In der Hauptstadt werden die Vorräte knapp.
Das Schlimmste sind für Serhiy Tereshchenko die Nächte. Die Dunkelheit. Die Stille. Dann das plötzliche Krachen der Geschosse. Tagsüber, sagt der 31-Jährige, sei es leichter, Ruhe zu bewahren. Tereshchenko hat „in einem Vorort von Kiew“ bei Bekannten Unterschlupf gefunden, die einen Keller haben, in den man sich rasch flüchten kann. Schon zum dritten Mal hat er den Standort gewechselt, seitdem Russlands Präsident Wladimir Putin am Donnerstag den Angriff auf die Ukraine befohlen hat. Seinen genauen Aufenthaltsort will der Slawistik-Student der „Presse“ am Montag nicht nennen, das sei ihm geraten worden. Wenigstens sei die letzte Nacht vergleichsweise ruhig gewesen. „Wir haben durchgeschlafen.“ Zum ersten Mal seit Tagen. Doch es könnte die Ruhe vor dem Sturm gewesen sein.
Denn vor der ukrainischen Hauptstadt ziehen sich russische Truppen zusammen. Zwar dementiert Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko, dass die Stadt umzingelt sei. „Kiew ist nicht komplett eingekesselt.“ Die Armee kämpfe hart, jeder sei stolz auf sie, Russland habe viele Verluste erlitten. Auch Großbritannien meldet, Russlands Vormarsch sei dank heftiger Gegenwehr ins Stocken geraten. In New York ruft UN-Chef António Guterres zu einem Ende der Kämpfe auf. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron telefoniert ganze 90 Minuten lang mit Putin, auch er fordert ein Ende der russischen Angriffe.