Ukraine-Krieg

Nord Stream 2 AG steht vor der Insolvenz

APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
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Nach dem Aus für die Ostsee-Pipeline steht die schweizerische Eigentümergesellschaft Insidern zufolge vor der Pleite.

Die Nord Stream 2 AG arbeite mit Finanzberatern derzeit daran, Teile ihrer Verbindlichkeiten zu ordnen, und könnte noch in dieser Woche offiziell in der Schweiz einen Insolvenzantrag stellen, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Arbeitsverträge mit den mehr als 140 Mitarbeitern am Firmensitz in Zug hat Nord Stream 2 bereits gekündigt, wie das Unternehmen am Dienstag bestätigte. Das sei die Konsequenz der US-Sanktionen gegen das Unternehmen. Schon am Montagabend hatte der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin über die Kündigungen berichtet.

Das von der Nord Stream 2 AG mit Sitz im Schweizer Kanton Zug gegründete deutsche Tochterunternehmen Gas for Europe in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) hat seinen Betrieb vorerst eingestellt. "Aufgrund der Situation bei der Nord Stream 2 AG sind die Aktivitäten der Gas for Europe GmbH gestoppt", sagte ein Sprecher auf Anfrage am Dienstag.

Nord Stream 2 gehört dem staatlichen russischen Gaskonzern Gazprom. Das 11 Milliarden Dollar (knapp 10 Milliarden Euro) schwere Projekt war aber zur Hälfte von den Energie- und Ölriesen Shell, OMV, Engie, Uniper und Wintershall DEA finanziert worden. Russland wollte mit der 1230 Kilometer langen Pipeline durch die Ostsee die Kapazität der Erdgas-Lieferungen nach Deutschland verdoppeln. Nord Stream 2 ist fertig, die deutsche Regierung hatte aber die Inbetriebnahme wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine auf Eis gelegt.

Früheren Angaben zufolge hat die OMV rund 730 Millionen Euro der rund 9 Milliarden Euro teure Leitung finanziert. Konzernchef Alfred Stern sagte kürzlich, dass die OMV bereits im vergangenen Jahr erste Rückzahlungen ihres Kredits erhalten habe. OMV sah zuletzt keinen Abschreibungsbedarf.

Das US-Finanzministerium hatte als Teil der Sanktionen gegen Russland in der vergangenen Woche ultimativ die Abwicklung aller Geschäfte mit der Nord Stream 2 AG und deren Mehrheitsbeteiligungen bis 2. März (Mittwoch) verlangt. Nord Stream 2 war für eine Stellungnahme nicht erreichbar, Gazprom wollte sich nicht zu den Informationen äußern. Uniper erklärte, man wisse nichts von einem bevorstehenden Insolvenzantrag. Die übrigen Mitfinanziers waren nicht für Stellungnahmen erreichbar oder äußerten sich nicht.

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(APA/Reuters)

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