Gastkommentar

Die Ablehnung der westlichen Weltordnung und die hybride Weltsicht Russlands

Wladimir Putin
Wladimir Putin APA/AFP/SPUTNIK/ALEXEY NIKOLSKY
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Um die aktuellen Vorgänge in Russland zu verstehen, sollte man die Ideenwelt Putins und der Russen analysieren.

Die erschreckende Radikalisierung der russischen Politik in den letzten Wochen und Tagen bis hin zur Drohung des russischen Präsidenten mit Atomwaffen stellt vor die Frage nach den Ideenwelten, die Putins Handeln und das seiner Mitstreiter bestimmen. Die KGB Vergangenheit des Kremlchefs ist, wie Burkhard Bischof in seinem Kommentar ausführt, zweifellos ein Schlüssel für sein politisches Verhalten. Doch zugleich ist eine stärkere Beachtung der weltanschaulichen Umorientierung Russlands nach 1991 geboten, die langfristige Ziele für die jetzigen Aktionen der russischen Führung jedenfalls teilweise vorgibt.

Das marxistische russische Imperium war nach dem Kalten Krieg besiegt. Die Anziehung westlicher Lebensweise und Demokratie bestanden und bestehen vor allem für jüngere, urbane Schichten. Das häufig gehörte Argument, dass die russische Führung Angst vor der Vorbildwirkung einer demokratischen Ukraine hat, trifft aus diesem Grund nur bedingt zu. Eine im Hass und der Angst vor dem Westen sowie im tiefem Misstrauen ihm gegenüber erzogene Generation, zu der Putin (Jahrgang 1952) gehört, hat eine andere Weltsicht. Ihr Lebensgefühl und ihre Identität wurden durch einen universalistisch ausgerichteten Marxismus, der jedoch zugleich stark vom russischen Nationalismus geprägt war, bestimmt. Bereits Lenin befürchtete, dass der marxistische Internationalismus im russischen Nationalismus wie die Fliege in der Milch, versinken könnte.

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