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Ukraine-Krieg: Die Auswirkungen auf die Sportwelt

Plakat gegen den Krieg beim englischen Ligacupfinale
Plakat gegen den Krieg beim englischen LigacupfinaleAPA/AFP/JUSTIN TALLIS
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Ausschlüsse von Teams und Sportlern, Absagen von Veranstaltungen oder klare Worte zum Konflikt: Die Meldungen zum Thema.

Belarus-Fußballspiele auf neutralem Boden

Die Europäische Fußball-Union hat nun nach Russland auch Belarus ins Visier genommen. Bei seiner Sitzung am Donnerstag beschloss das UEFA-Exekutivkomitee mit sofortiger Wirkung, dass alle belarussischen Club- und Nationalmannschaften, die an UEFA-Wettbewerben teilnehmen, ihre Heimspiele an neutralen Spielorten austragen müssen. Zudem finden Spiele mit Heimrecht für Belarus unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Das UEFA-Exekutivkomitee werde angesichts des Kriegs in der Ukraine, in dem Belarus die russischen Angriffe unterstützt, weiter außerordentliche Sitzungen abhalten, um die sich ständig ändernde Faktenlage zu bewerten und weitere Entscheidungen zu treffen. Das teilte die in der Schweiz ansässige Organisation per Aussendung mit.

Putin-Vertrauter im Tischtennis tritt zurück

Der russische Angriff auf die Ukraine hat auch für den europäischen Tischtennis-Sport personelle Folgen. Der Russe Igor Lewitin ist zumindest vorläufig als Präsident des europäischen Verbandes ETTU zurückgetreten. Der 70-Jährige ist ein enger Vertrauter von Wladimir Putin, er war unter anderem schon Berater des russischen Präsidenten und Verkehrsminister seines Landes. Im September 2019 wurde er an die Spitze der ETTU gewählt.

Da der Kontinentalverband zudem beschloss, nach dem Vorbild des Weltverbands ITTF vorläufig keine russischen und belarussischen Spieler sowie Funktionäre mehr bei internationalen Veranstaltungen zuzulassen, musste auch der frühere Weltklasse-Spieler Wladimir Samsonow seinen Posten als ETTU-Vizepräsident räumen. Der dreimalige Europameister und WM-Zweite von 1997, als Aktiver ein langjähriger Widersacher des Österreichers Werner Schlager, kommt aus Belarus.

Teambus der russischen Langläufer mit Ukraine-Flagge besprüht

Statt eines Weltcupstarts wartete auf die Mitglieder des russischen Skilanglauf-Teams in Norwegen eine Putzaktion. Aus Protest gegen den Angriff Russlands auf die Ukraine war an der Seite des Lkw-Anhängers eine ukrainische Flagge und der Schriftzug "Glory to Ukraine" ("Ruhm der Ukraine") gesprüht worden.

Dortmund entzieht Ex-Kanzler Schröder Ehrenmitgliedschaft

Borussia Dortmund hat dem deutschen Altkanzler Gerhard Schröder mit sofortiger Wirkung die Ehrenmitgliedschaft entzogen. Damit reagierte der Fußball-Bundesligist auf die bisher fehlende Bereitschaft des 77-Jährigen, als Folge der russischen Invasion in die Ukraine seine Führungspositionen bei staatlichen russischen Energiekonzernen niederzulegen.

"Über einen entsprechenden und einstimmig getroffenen Präsidiumsbeschluss unterrichtete Vereinspräsident Dr. Reinhard Rauball den Bundeskanzler a.D. am heutigen Vormittag in einem persönlichen Gespräch", teilte der BVB am Mittwoch mit.

Oligarch lässt Amt im Fecht-Weltverband ruhen

Oligarch Alischer Usmanow lässt wegen der gegen ihn von der EU verhängten Sanktionen sein Amt als Präsident des Fecht-Weltverbandes FIE mit sofortiger Wirkung ruhen. In einer Stellungnahme am Dienstagabend bezeichnete der 68-jährige Russe die Maßnahmen als unfair. Die Gründe, die zur Rechtfertigung der Sanktionen der EU angeführt worden seien, wären "eine Reihe von falschen und verleumderischen Behauptungen", die seine Ehre samt geschäftlichen Ruf schädigen würden.

Usmanow, der seit 2008 Präsident der Fechter ist, will die Ausübung seines Amtes aussetzen, "bis die Gerechtigkeit wiederhergestellt ist", heißt es in der Erklärung. Gegen den Kreml nahen Milliardär waren wegen des russischen Einmarsches in der Ukraine Wirtschaftssanktionen von der EU verhängt worden. Erst im November hatte Usmanow seine vierte Amtszeit als FIE-Präsident angetreten. Nach Berechnungen des Branchendienstes "insidethegames" soll er zwischen 2008 und 2020 rund 77 Millionen Euro an den Weltverband gespendet haben.

Russland, Belarus auch im Biathlon nicht erwünscht

Russische und belarussische Sportler dürfen bis auf Weiteres nicht mehr im Biathlon-Weltcup starten. Die Entscheidung des Vorstands verkündete der Weltverband IBU Mittwochfrüh und reagierte damit auf eine entsprechende Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees. Zudem soll spätestens bei der regulären Vorstandssitzung am 17. März über eine mögliche Suspendierung der IBU-Mitgliedschaft der beiden nationalen Verbände gesprochen werden.

Die Russische Biathlon Union (RBU) war aufgrund ihrer umfangreichen Doping-Vergangenheit bereits 2017 auf eine vorläufige Mitgliedschaft herabgestuft worden. Das bedeutet, dass bis 2026 sowieso keine Veranstaltungen in Russland stattfinden oder geplant sind und kein RBU-Vertreter ein offizielles Amt in der IBU besetzt.

Ausschluss am Schießstand

Der internationale Schieß-Verband ISSF hat während des Weltcups in Kairo die russischen und belarussischen Schützen ausgeschlossen. "Nach einer entsprechenden Entscheidung der IOC-Exekutive und einem Treffen mit dem IOC-Präsidenten hat der ISSF beschlossen, dass Athleten aus der Russischen Föderation und Belarus nicht mehr an ISSF-Meisterschaften teilnehmen dürfen", hieß es in einer knappen Mitteilung des Verbandes vom Montagabend.

In den Entscheidungen mit der Luftpistole, die am Montag in Kairo anstanden, durften die Sportler aus Russland und Belarus nicht mehr zum Finale der besten Acht antreten. Der ISSF tat sich mit einer Reaktion auf die Invasion Russlands in die Ukraine und einer Entscheidung lange schwer. Hintergrund dürfte sein, dass dem Verband mit Präsident Wladimir Lissin und Generalsekretär Alexander Ratner zwei Russen vorstehen.

Leichtathletik-Verband schließt sich Sanktionen an

Der Leichtathletik-Weltverband hat sich als nächster großer Dachverband den Sanktionen gegen Russland und Belarus angeschlossen. "Alle Athleten, Betreuer und Offiziellen aus Russland und Belarus werden mit sofortiger Wirkung von allen Veranstaltungen der Leichtathletik-Weltserie ausgeschlossen", hieß es in einer Mitteilung von World Athletics am Dienstag.

Dazu gehören die Hallen-WM im März in Belgrad, die Freiluft-WM im Juli in Eugene/USA sowie die Mannschafts-WM im Gehen in Muscat, die am Freitag in Oman beginnt. Das Exekutivkomitee von World Athletic will in einer Sitzung am 9./10. März weitere Maßnahmen prüfen, darunter die Suspendierung des weißrussischen Verbandes.

Der russische Verband RUSAF ist seit 2015 aufgrund von Dopingverstößen von der WM suspendiert. Das Verfahren für autorisierte neutrale Athleten (ANA) bleibe zwar bestehen, aber russische Athleten, die den ANA-Status für 2022 erhalten haben, dürften vorerst bei Meetings der World Athletics Series nicht starten. "Dies bedeutet, dass allen russischen ANA- oder weißrussischen Athleten, die für die Welttitelkämpfe der Geher oder die Hallen-WM akkreditiert sind, die Teilnahme verweigert wird, ebenso wie Betreuern und Offiziellen", hieß es in der Mitteilung.

Gisdol beendet Trainerjob in Moskau

Der Deutsche Markus Gisdol ist nicht mehr Trainer beim russischen Fußballclub Lokomotive Moskau. Wie der Hauptstadtclub am Dienstag mitteilte, trenne man sich von dem 52-Jährigen. Die Begründung für seinen Rücktritt nach nur viereinhalb Monaten lieferte Gisdol selbst. "Fußballtrainer ist für mich der schönste Job der Welt. Ich kann meiner Berufung aber nicht in einem Land nachgehen, dessen Staatsführer einen Angriffskrieg mitten in Europa verantwortet", sagte er der "Bild".

"Ich kann nicht in Moskau auf dem Trainingsplatz stehen, die Spieler trainieren, Professionalität einfordern und ein paar Kilometer weiter werden Befehle erteilt, die großes Leid über ein gesamtes Volk bringen. Das ist meine persönliche Entscheidung und hiervon bin ich absolut überzeugt", sagte Gisdol, der in der deutschen Bundesliga schon Hoffenheim, den Hamburger SV und den 1. FC Köln trainiert hat. Als Interimstrainer soll nun der frühere deutsche Profi Marvin Compper das Team für die Spiele in der russischen Premjer Liga und im Pokal betreuen.

Adidas rüstet russisches Fußballteam nicht mehr aus

Adidas rüstet die russischen Fußball-Nationalmannschaften nicht mehr aus. Der Sportartikelkonzern setze seine seit 2008 laufende Partnerschaft mit dem russischen Fußballverband mit sofortiger Wirkung aus, sagt eine Sprecherin. Der 2018 verlängerte Ausrüstervertrag wäre noch bis Ende des Jahres gelaufen. Der Welt-Fußballverband FIFA hatte Russland am Montag wegen der Invasion in die Ukraine von der Teilnahme an der Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Katar ausgeschlossen.

Taekwondo-Verband entzieht Putin schwarzen Gürtel

Der Reigen der internationalen Sportsanktionen gegen Russland trifft nun auch Kreml-Chef Wladimir Putin persönlich. Der Taekwondo-Weltverband hat dem russischen Präsidenten nämlich am Dienstag den schwarzen Gürtel entzogen. Es handelt sich um eine Ehrenauszeichnung, die Putin im November 2013 erhalten hatte. Erst am Sonntag hatte der Internationale Judoverband Putin als Ehrenpräsidenten suspendiert. Der Ex-Geheimdienstagent ist Träger des schwarzen Judo-Gürtels.

Der Taekwondo-Verband zitierte sein Motto "Der Friede ist kostbarer als der Sieg" zur Begründung für die Sanktionierung Putins. Die "brutalen Angriffe auf unschuldiges Leben" in der Ukraine verletzten die sportlichen Werte von Respekt und Toleranz. World Taekwondo erklärte weiter, dass die russische Flagge und Hymne bei Wettkämpfen verboten werden. Zuvor hatten zahlreiche internationale Sportverbände Russland ausgeschlossen, darunter die Fußballverbände FIFA und UEFA.

Ausschluss auch auf dem Wasser

Der Welt-Kanuverband ICF hat Athleten aus Russland und Belarus aufgrund der russischen Invasion in die Ukraine bis auf weiteres von allen Veranstaltungen ausgeschlossen. Das gab der Verband am Dienstag bekannt. Zusätzlich zu den Athleten habe das ICF-Exekutivkomitee beschlossen, alle Offiziellen aus Russland und Belarus von der Teilnahme an vom Verband sanktionierten Veranstaltungen, Sitzungen, Ausschüssen und Foren des ICF auszuschließen, hieß es weiter.

Bereits in der vergangenen Woche hatte die ICF drei Veranstaltungen, die in diesem Jahr in Russland stattfinden sollten, gestrichen. Damit hatte der Verband auf den von Belarus unterstützten militärischen Einmarsch Russlands in die Ukraine reagiert.

Präsident Thomas Konietzko erklärte, der ICF-Vorstand unterstütze einstimmig die harte Haltung des Internationalen Olympischen Komitees und habe nicht gezögert, seine eigenen harten Entscheidungen zu treffen, um das Verhalten der beiden Länder zu verurteilen. "Wir stehen in ständigem Kontakt mit unserer Kanufamilie in der Ukraine, und es ist offensichtlich, dass dies eine sehr stressige und besorgniserregende Zeit für alle ist", sagte Konietzko.

Badminton folgt IOC-Empfehlung

Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus sind am Dienstag als Folge von Russlands Invasion in die Ukraine auch vom Badminton-Weltverband von internationalen Bewerben ausgeschlossen worden. Der Schritt der Badminton-Weltföderation (BWF) kam einen Tag, nachdem sie Turniere in Russland und Belarus abgesagt hatte. Er sei im Sinne der Empfehlungen des Internationalen Olympischen Komitees.

Die Maßnahme gegen Athleten und Offizielle aus Russland und Belarus starte mit den German Open vom 8. bis 13. März. Eine kleine Zahl russischer Athleten darf allerdings bei zwei internationalen Para-Badminton Turnieren in Spanien teilnehmen, weil die Sportler bereits am Turnierort eingetroffen seien. "Diese Spieler werden als neutrale Athleten ohne Nationalflaggen und Hymnen antreten", betonte die BWF.

(red/ag.)

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