Philharmonische Ersatzmänner

Die Wiener Philharmoniker mussten nach dem Rausschmiss Valery Gergievs nun bei ihrem US-Gastspiel Ersatz suchen: Heute Abend erscheint der Amerikaner David Robertson und dirigiert - ein durch und durch russisches Programm!

Der internationalen Ächtung des Dirigenten Valery Gergiev, der es offenbar ablehnt, ein klares Statement gegen seinen langjährigen Förderer Vladimir Putin zu geben, hat auch vor den Wiener Philharmonikern nicht Halt gemacht. Bei den Gastkonzerten des Orchesters in der New Yorker Carnegie Hall war zuletzt der Chefdirigent der Metropolitan Opera, Yannick Nézet-Séguin eingesprungen. Da auch der Pianist Denis Matsuev auf der schwarzen Liste steht, übernahm in dem reinen Rachmaninow-Programm der koreanische Pianist Seong-Jin Cho (Jahrgang 1994) den Solopart im Zweiten Klavierkonzert. In dieser Konstellation ging auch das philharmonische Konzert in Naples am 1. März über die Bühne. In dieser Stadt im Südwesten Floridas spielen die Philharmoniker auch heute (2. März) in der Hayes Hall. Für diesen letzten Abend der Tournee hat Nézet-Séguin aber nicht zusagen können.

Philharmonischer Debütant

Daher erscheint ein neuer Mann am Dirigentenpult: David Robertson feiert sein Debüt. Für Robertson ist das eine Art "Heimspiel": Der 64jährige Dirigent stammt aus Kalifornien, hat aber eher als Interpret Neuer Musik Karriere gemacht. Oft stand er am Pult des von Pierre Boulez gegründeten Ensemble Intercontemporain. Immerhin dirigiert er nicht Rachmaninow, sondern Fragmente aus Sergej Prokofieffs Ballettmusik zu "Romeo und Julia" sowie Tschaikowskys Sechste Symphonie.

Bittere historische Pointe: Sergej Rachmaninow, dem die Philharmoniker und Valery Gergiev eines der Programme gewidmet hatten, war im Zuge der Revolution von 1917 aus seiner Heimat geflüchtet, zunächst, wie er dachte, auf Zeit. Er sollte nie wieder nach Russland zurückkehren und war, wie Zeitgenossen berichten, lebenslang von Heimweh geplagt.

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