Während die Ukraine im Krieg erstickt, beginnen sich in Russland die Sanktionen auszuwirken. Der schnelle Effekt verblüfft. Eine westliche Firma um die andere stellt das Geschäft ein. Der Staat versucht zu retten, was zu retten ist.
„Du nimmst einen Schluck Wodka, dann geht der Schock vorbei. Aber er kommt bald zurück, und Du nimmst den nächsten Schluck.“ So fasst es ein Russe in Moskau, der mit seinem richtigen Namen nicht genannt werden möchte und den wir daher Arkadi nennen, den Gemütszustand angesichts des Ukraine-Krieges im Gespräch mit der „Presse" zusammen – um gleich zu betonen: „Im Vergleich zu dem, was in der Ukraine passiert, ist das bei uns hier natürlich nicht der Rede wert."
Dennoch beginnen die Folgen des Krieges in Form der Sanktionen auch in Russland anzukommen. Bereits wenige Tage nach deren Einführung spüren die Menschen die ersten praktischen Auswirkungen. Da lässt sich plötzlich das Guthaben am Mobiltelefon nicht mehr aufladen, weil Apple Pay abgeschaltet wurde. Da bekommt man bei einzelnen Banken kein Geld mehr aus dem Bankomat und muss es in den Filialen beantragen. Da kostet das Toilettenpapier von einem Tag auf den anderen um zehn Prozent mehr. Da ist die Zinsrate auf den laufenden Kredit plötzlich doppelt so hoch.