Konzerthaus

Zwei Soprane im „Traviata“-Duett

Merri Cyr
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Nadine Sierra und Pretty Yende glänzten bei „Great Voices“ im Konzerthaus.

Wenn zwei, die eigentlich Konkurrentinnen sind, an einem Strang ziehen, kann Erhebendes entstehen. So geschehen beim „Great-Voices“-Arien-Abend der Sopranistinnen Nadine Sierra und Pretty Yende im Konzerthaus. Erstere ist hierzulande ein fast unbeschriebenes Blatt, letztere aus Simon Stones „La Traviata“-Inszenierung an der Staatsoper als Influencerin vor Emoji-Projektionen in Erinnerung. Beide erobern gerade namhafte Opernbühnen der Welt von Paris bis New York, beide singen das gleiche Repertoire. Und doch strahlten sie bei ihrem gemeinsamen Auftritt besonders starke Einigkeit aus, was unterstrich, dass ihre Stimmen in den Duetten ideal harmonierten.

Wer den Programmablauf studierte, konnte sich den Spaß machen, zu tippen, wer von beiden denn nun welche der angekündigten Arien singen werde. Und so war es nicht Yende, die als Traviata gefiel, sondern Sierra – wobei Yende von draußen den Tenor-Part beisteuerte. „Nicht jeden Tag kann man `Alfreda` kennenlernen“, kommentierte Sierra im Anschluss charmant. Überhaupt nahm ihr gewinnendes Wesen ebenso für sie ein wie ihre Stimme: Wer hört, wie viel Glanz hier besonders in der Mittellage mitschwingt und mit welcher Leichtigkeit sie Tonfolgen gestaltet, den wundert nicht, dass sie in dieser Saison beim Maggio Musicale Fiorentino ebenso engagiert ist wie an der Bayerischen Staatsoper, der Metropolitan Opera und der Scala. Mühelos und kokett brachte sie „Quel guardo il cavaliere“ aus „Don Pasquale“, eine Fülle an Klangfarben inklusive. Auch ihre große Spielfreude fiel auf, denn Sierra gestaltete jede Rolle prägnant, ob nun Susanna im Gespräch mit der Gräfin oder Maria im „West Side Story“-Duett. Und während Pretty Yende mit einem komplett unverständlichen „Fledermaus“-Csárdás danebengegriffen hat, war Sierras „Vilja-Lied“ außerordentlich gut artikuliert und auch vom Melodiefluss her eine Klasse für sich.

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