Von allen russischen Oligarchen ist er der in Österreich wirtschaftlich umtriebigste. Und Oleg Deripaska verdankt das in erster Linie seinem Sparringpartner Siegfried Wolf.
Immer wieder die gleichen Fragen. Siegfried Wolf hat sie im Sommer 2021 gehört, als er sich anschickte, das MAN-Werk in Steyr zu kaufen. Und er hört sie jetzt, wo er den Betrieb längst übernommen hat. Wie ist das mit Oleg Deripaska? Wie riskant ist der Plan, auf eine wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem russischen Oligarchen zu bauen? Wolfs Antworten, von seinem Sprecher artikuliert, sind einigermaßen lapidar. Jetzt, angesichts der Ukrainekrise, erst recht: Man wisse es nicht. Derweil herrscht unter den 2150 Mitarbeitern in Steyr maximales Unbehagen. Und wohl auch Unmut – nach dem Motto: Es musste ja so kommen. Musste es? Nun ja: Die Beziehung zwischen Siegfried Wolf und Oleg Deripaska ist schon seit vielen Jahren eng, die wirtschaftliche ganz besonders. Deripaska, Besitzer eines „Goldenen Passes“ aus Zypern, ist mittlerweile auch in der österreichischen Wirtschaft höchst umtriebig. Und das ist wiederum auf Siegfried Wolf zurückzuführen.
Die Geschichte beginnt eigentlich mit dem Austrokanadier Frank Stronach, der Anfang der Neunzigerjahre Siegfried Wolf „entdeckte“. Er holte den damals 37-Jährigen in den Magna-Konzern, wo Wolf in der Folge eine sagenhafte Karriere hinlegte: vom Vorstand für Forschung und Entwicklung bis zum Präsidenten der Magna Europe AG. Im Endeffekt wurde Wolf zur rechten Hand Stronachs – die Expansion von Magna hat er jedenfalls mit orchestriert. Der Erwerb von Steyr-Daimler-Puch war da zweifellos ein Highlight. Für Wolf persönlich war es die Expansion nach Russland.