Studienvergabe

U-Haft gegen Karmasin verhängt

Die Meinungsforscherin Sophie Karmasin, Familienministerin von 2013 bis 2017, wird mehrerer Straftaten verdächtigt.
Die Meinungsforscherin Sophie Karmasin, Familienministerin von 2013 bis 2017, wird mehrerer Straftaten verdächtigt. [ Michele Pauty ]
  • Drucken

Ein Protokoll legt den Verdacht nahe, dass die Ex-Ministerin auch in der Privatwirtschaft mit Scheinangeboten gearbeitet hat.

Wien. Diesmal war die Meinungsforscherin selbst Befragte: Um 14 Uhr begann ihre Einvernahme durch einen Haftrichter des Wiener Landesgerichts für Strafsachen. Danach entschied dieser, dem Antrag der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) folgend U-Haft gegen Sophie Karmasin zu verhängen. Die Begründung lautet Tatbegehungsgefahr, was auf weitere Aktivitäten Karmasins hindeutet. Details dazu wurden öffentlich nicht genannt.

Klar ist aber: Wegen der Entscheidung muss die frühere Ministerin von Freitag an gerechnet zwei Wochen in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in Untersuchungshaft bleiben, bevor wieder ein Richter ihren Fall prüft. Zuletzt waren ja neue Vorwürfe gegen die auch der Untreue beschuldigte Karmasin bekanntgeworden. Sie soll durch Preisabsprachen und Verschleierungsmethoden die Republik geschädigt und dabei selbst verdient haben. Es geht nun auch um den Vorwurf, wettbewerbsbeschränkende Absprachen im Vergabeverfahren gesetzt und zudem Geldwäsche begangen zu haben.

Hintergrund ihrer Verhaftung dürften Aussagen der Meinungsforscherin Sabine B. sein. Demnach soll Karmasin sie und eine weitere Meinungsforscherin (Edeltraud G.) gedrängt haben, Scheinangebote an das Ministerium für Beamte und Sport (und später Kultur) zu legen. Für drei Studien in den Jahren 2019 bis 2021 sprach man laut den Vorwürfen den Preis ab, damit Karmasin als Bestbieterin den Zuschlag der öffentlichen Hand erhält. Als Dankeschön fürs Mitspielen soll Karmasin wiederum Subaufträge an Sabine B. gegeben haben. Die zwischenzeitlich ebenfalls festgenommene, aber wieder auf freiem Fuß befindliche Sabine B. dürfte hoffen, mit einem umfangreichen Geständnis Strafminderung zu erfahren bzw. als Kronzeugin zu gelten.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die Versprechen Karmasins waren dem Richter zu wenig.
Verhandlung

Enthaftung abgelehnt: Was Karmasin noch machen kann

Der Richter ortet nach wie vor Tatbegehungsgefahr, wenn Sophie Karmasin auf freien Fuß kommen sollte.
Sophie Karmasin bestreitet, der Meinungsforscherin Sabine Beinschab Vorlagen für Umfragen gelegt zu haben.
ÖVP-Ermittlung

Sophie Karmasin bleibt in Untersuchungshaft

Gegen die ehemalige Familienministerin wird wegen Bestechlichkeit und Untreue ermittelt. Dass Karmasin weiterhin in U-Haft bleibt, wurde nun entschieden. Am 14. April kann erneut geprüft werden.
Karmasin war am 2. März festgenommen und am 4. März in U-Haft genommen worden. (Archivbild)
ÖVP-Ermittlungen

Sophie Karmasin legt Beschwerde gegen U-Haft ein

Seit 4. März sitzt die ehemalige Familienministerin in Wien-Josefstadt in der Untersuchungshaft, ihr Antrag auf Enthaftung wurde abgelehnt. Laut ihres Anwalts werden die Verteidiger dagegen Beschwerde einlegen.
MINISTERRAT: KARMASIN
Ermittlungen

Karmasins umstrittene Untersuchungshaft

Das Gericht folgte inhaltlich der Staatsanwaltschaft und nahm Karmasin in U-Haft – definitiv ein harter Beschluss. Zu hart? Wie es zu der viel diskutierten Entscheidung kam.
Die Justizanstalt Wien-Josefstadt, das größte Gefängnis Österreichs.
Gefangenenhaus Wien-Josefstadt

Wie und wann Karmasin aus der U-Haft freikommen könnte

Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird die frühere ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin mindestens bis zur ersten Haftprüfungs-Verhandlung, also zwei Wochen lang, hinter Gittern sitzen. Wie es dann weitergeht, hängt von der richterlichen Bewertung der Verdachtslage ab.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.