Zivilisten überqueren einen Fluss bei Kiew – die Brücke wurde in die Luft gesprengt.
Krieg

Über Ukrainer und Russen: Sie waren doch wie Brüder

Ukrainer und Russen haben dieselben sprachlichen und ethnischen Wurzeln, ihre Familien haben ähnliche Erfahrungen gemacht – ob als Opfer oder Täter, als Kämpfer der Roten Armee, als Fabrikarbeiterinnen im Großen Vaterländischen Krieg oder als Strafgefangene im Lager, als Verfolgte, Funktionäre oder Mitläufer. Und jetzt?

Am 24. Februar 2022, dem ersten Tag von Putins Krieg gegen die Ukraine, wird ein mit dem Handy gemachtes Amateurvideo ins Netz gestellt, das den Abschuss eines Militärflugzeuges zeigt. Leicht verwackelt und etwas unscharf sieht man die Biegung eines breiten Flusses, wahrscheinlich des Dnjepr, im Morgengrauen, hört den Knall einer Explosion, sieht dichten Rauch, der sich wie eine schmutzige Wolke vom Himmel Richtung Wasser und Erde senkt. Aus diesem Rauch heraus gleitet ein Fallschirm hinab zum Fluss. Schemenhaft erkennt man eine Person im Tarnanzug, und dann hört man eine männliche Stimme im Hintergrund: „Abgeschossen! Da kommt er. Ist das einer von uns?“ Eine weibliche Stimme antwortet: „Nein, das war ein russischer Militärjet.“ Darauf wieder die männliche Stimme: „So ein (es folgt ein derbes Schimpfwort)! Hoffentlich ersäuft er im Fluss.“ Und wenige Augenblicke später: „Wenn wir ihn erwischen, dann erschlagen wir ihn!“

Bezeichnend an diesem kurzen Dialog sind nicht nur die hörbare Wut und die daraus resultierenden Gewaltfantasien, sondern auch die Tatsache, dass er auf Russisch stattfindet.

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