Was tun mit 250.000 Fremdwährungskrediten?

Fehlkalkulation
Fehlkalkulation(c) www.BilderBox.com
  • Drucken

Zwangskonvertierungen werden laut Banken keine vorgenommen. Eine Konvertierung ist nur aufgrund einer freiwilligen Entscheidung möglich. Neue Fremdwährungsfinanzierungen gibt es kaum mehr.

[WIEN] Fremdwährungskredite galten lange Zeit als besonders günstige Finanzierungsform – und bestenfalls sogar als Möglichkeit, mithilfe des Tilgungsträgers am Laufzeitende mit Gewinn auszusteigen. Nun sind viele Kreditnehmer damit konfrontiert, dass die Prognoserechnungen nicht aufgegangen sind und – aus heutiger Sicht – am Ende des Tages vielleicht nicht einmal die Schulden abgetragen sind.

Auch die Spesenbelastung wurde oft unterschätzt. Die AK Wien erhob, dass etwa bei Krediten in Schweizer Franken durch die Notwendigkeit einer doppelten Kontoführung – Euro- und CHF-Verrechnungskonto – sowie die Devisenprovision, die bei der Zuteilung sowie jeder Zins– und Ratenzahlung anfällt, die Spesen höher sind als bei einem Eurokredit.

Laut der Österreichischen Nationalbank (OeNB) gibt es derzeit rund 250.000 Fremdwährungskreditnehmer, was einem Gesamtmarkt von insgesamt rund 35 Mrd. Euro entspricht. Im internationalen Vergleich liegt Österreich ganz vorne: Der Fremdwährungsanteil an der Gesamtkreditvergabe (Unternehmen eingeschlossen) beträgt hier rund 17 Prozent, im Rest der Welt sind weniger als fünf Prozent die Regel. Bei privaten Haushalten lautet gar ein Drittel aller ausständigen Forderungen auf eine ausländische Währung.

Wegen der damit verbundenen Risiken forderten Sozialministerium und Finanzmarktaufsicht (FMA) die Banken auf, ihr Volumen an Fremdwährungs- und endfälligen Verbraucherkrediten nachhaltig zu reduzieren und den Umstieg auf eine Euro-Finanzierung zu erleichtern. Die FMA verlangt von den Banken dazu einen laufenden Tätigkeitsbericht. „Seit Anfang 2010 dürfen Fremdwährungskredite nicht mehr als standardisiertes Massenprodukt angeboten werden“, sagt Christoph Sperk, Abteilungsleiter Produktmanagement Finanzierungen der UniCredit Bank Austria. Manche Banken haben sogar eigene Abteilungen eingerichtet, um die Kunden zu kontaktieren und über deren Kreditrisiken aufzuklären.

Kaum neue Finanzierungen

Neue Fremdwährungsfinanzierungen werden höchstens auf ausdrücklichen Kundenwunsch und nach Überprüfung der individuellen Situation vergeben, lautet der Branchentenor. Zum Teil ist man noch restriktiver. So sagt Jürgen Dostal, Leiter Produktentwicklung der Bawag P.S.K: „Derzeit bekommen nur Kunden, die ihr Gehalt in Schweizer Franken beziehen, eine Finanzierung in dieser Währung.“ Das bestätigt Vermögensberaterin Margit Potzgruber. Ausnahmen gebe es auch für Kommerzkunden mit ausgezeichneter Bonität, die unter anderem mindestens 40 Prozent Eigenmittel für die zu finanzierende Anschaffung aufbringen können.

Fremdwährungskredite seien aber ohnehin „unter Berücksichtigung des Währungsrisikos aufgrund der Risikoaufschläge auch bei aktuell interessanten Einstiegskursen unattraktiv“. Derzeit gibt es auch kaum Nachfrage. „Tendenziell sinkt das Bestandsvolumen kontinuierlich“, sagt Wolfgang Layr, Vorstand der Volksbank Wien. „Heuer wurden volumensmäßig bislang rund zehn Prozent der Fremdwährungskredite reduziert, getilgt oder konvertiert.“

Zwangskonvertierungen werden laut Auskunft der Banken nicht vorgenommen. Dem ist auch rechtlich ein Riegel vorgeschoben: Gerichtlich wurde erkannt, dass eine Konvertierung nur aufgrund einer freiwilligen Entscheidung des Kunden erfolgen kann. Im betreffenden Fall bedeutete die Konvertierung einen realisierten Kursverlust, also einen erheblichen Schaden für den Kunden. Es kam zu einem Vergleich und einer Schadenersatzleistung der Bank.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Schweizer Franken
Geld & Finanzen

Fremdwährungskredite: „Risiko herausnehmen“

Experten sehen in der Endfälligkeit das größte Risiko. Sie raten zu einer Umstellung der Endfälligkeit auf monatliche Tilgungen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.