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Verluste von Kulturgütern im Weltkrieg

Zuerst ein deutscher Raubzug im Osten, nach 1945 der Abtransport von Deutschland nach Moskau.

Die goldene Madonna des Domschatzes von Essen ist in ihrer Schlichtheit ebenso beeindruckend wie ihr Alter. Die Figur, Pappelholz vergoldet, entstand nämlich um das Jahr 980. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Madonna mit weiteren Kunstschätzen – die vergoldete Büste Karls des Großen (1349) war auch dabei – in einem Stollen bei Siegen in Sicherheit gebracht. Es waren die sogenannten Monuments Men der US-Army, also Kunstschutzoffiziere, die diese für das christliche Abendland unschätzbar wertvollen Kunstwerke 1945 entdeckten und nach Essen bzw. nach Aachen zurückbrachten.

So beginnt eine spannende Dokumentation über die Kriegsverluste deutscher Museen im Weltkrieg und über den Kunstraub, der in sowjetischen Museen begangen wurde. „Der Vernichtungsfeldzug im Osten brachte nicht nur unendliches menschliches Leid, er zielte auch auf die Auslöschung der dortigen Kultur: Russland beziffert seine Kriegsschäden heute auf 1,1 Millionen Objekte“, sagt die Herausgeberin Britta Kaiser-Schuster.

Und umgekehrt? Für den gegenseitigen Museumsdialog haben sich achtzig deutsche Museen zusammengetan. Sie vermissen noch heute rund eine Million Objekte. In den meisten Fällen ist nicht bekannt, ob die Werke noch existieren oder in welchem Zustand sie sich befinden, weil sie in der Regel für Wissenschaft und Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.

Dabei geht es nicht um Rückgabeforderungen – sie sind auf Regierungsebene zu klären. Und da wird für Olaf Scholz bei Wladimir Putin nichts mehr zu holen sein. Ein vom russischen Parlament, der Duma, 1996 verabschiedetes Gesetz hatte kriegsbedingt verlagertes Kulturgut zu „russischem Eigentum“ erklärt und damit alle vorherigen Verhandlungen vorerst beendet.

Gesichert ist hingegen, was der früheren Sowjetunion bis 1948 zurückgegeben wurde, und zwar von britischen und amerikanischen Kulturoffizieren, die das Raubgut in drei Stützpunkten sichteten: München, Wiesbaden und Offenbach. Es waren 534.120 Objekte. Die Schlösser in Gatčina, Puškin und Pavlovsk waren reich bedacht worden, auch wenn vieles – etwa chinesische Porzellansammlungen aus dem Blauen Salon des Katharinenpalasts von Puškin – unsachgemäß gelagert war.

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