Musikverein

Grandiose Messe, großes Melodram

Sheila Rock
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„Grenzgänge: Tschechische Musik“ im Musikverein: Jubel für die Tschechische Philharmonie, Wiener Singverein und namhaften Solisten unter Semyon Bychkov.

Das KZ Theresienstadt: Synonym für ein reges Kulturleben unter schlimmsten Umständen, in der letzten Durchgangsstation auf dem Weg in den systematischen Massenmord. Gerade noch davon kamen etwa Viktor Frankl, Ruth Klüger und Karel Ančerl, nach dem Krieg ein maßgeblicher Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie. Komponisten wie Pavel Haas, Gideon Klein oder Hans Krása war das nicht vergönnt. Auch nicht Viktor Ullmann. Dass die Tschechen mit Ančerls derzeitigem Nachfolger am Pult, Semyon Bychkov, Ullmanns großes Melodram „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ ins Programm genommen haben, gehört zu den markantesten Akzenten der „Grenzgänge: Tschechische Musik“ im Musikverein.

Thomas Quasthoff schöpfte als Erzähler die ganze Bandbreite von Innigkeit bis zum Kommandoton aus, von Erregung bis Nüchternheit, in jenen Teilen, die Ullmann 1944, wenige Monate vor seiner Ermordung in Auschwitz, aus Rilkes Dichtung ausgewählt hat. Darin fällt ein junger Cornet (Fahnenträger der Kavallerie) in der Schlacht bei Mogersdorf 1664 gegen die Türken: Nach einer Liebesnacht reitet er aus dem belagerten Schloss zu spät seiner Truppe nach, dem Feind entgegen, mit brennender Fahne, ohne Waffenrock und Helm.

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