Quergeschrieben

Von Enbies, Frauenquoten, Blumen und Räuberleitern

Ist der Frauentag in Zeiten von Gender Fluidity überkommener Pofel aus der Zeit des kalten Geschlechterkriegs oder eine Art zweiten Valentinstags geworden?

Altfeminismus ist out. Freies Frausein bewege sich selbstverständlich außerhalb binärer Geschlechterkonstruktionen, schreibt die deutsche Politologin Antje Schrupp: „Wir sind hoffentlich alle Enbies.“ Das Wort „Enby“ kommt aus dem Englischen und leitet sich von NB – non-binary, also nicht binär – ab. Während Neofeministinnen sich also eher um NB und die Beliebtheitswerte von Flinta* (Hetero-Cisfrauen, Lesben, Inter- und nicht binäre, Transgender- und Agender-Menschen plus * für alle, die sich nicht angesprochen fühlen) kümmern, knüpfen die Old & Young Boys ihre Netzwerke und machen einander die Räuberleiter in die Chefetagen: Sämtliche Spitzenpositionen in österreichischen börsenotierten Automobil-, Immobilien-, Rohstoff-, Telekommunikations- und Transportunternehmen sind Männersache. Zumindest war das noch so vor etwas mehr als einem halben Jahr. Da hat das Beratungsunternehmen Ernst&Young das „Mixed Leadership Barometer Österreich“ veröffentlicht. Demnach beträgt der Frauenanteil in Österreichs Vorstandsetagen magere sieben Prozent, das heißt: Nur 14 von 192 Vorstandsmitgliedern der im Wiener Börsenindex gelisteten Unternehmen sind weiblich. In den Aufsichtsräten, die einer Quote unterliegen, erfüllt jedes fünfte Unternehmen die Frauenrate nicht.

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Man möchte sich übrigens nicht ausmalen, welche sozialmedialen Sturmböen übers Land fegten, käme die aktuelle ÖVP-Frauenministerin, Susanne Raab, am Frauentag auf ähnlich süße Ideen wie vor zwölf Jahren ihre sozialdemokratische Vorgängerin. Gabriele Heinisch-Hosek verschickte damals Schokolädchen an – Männer. Weil, ist schon bitter, dass man(n) sich bei gleicher Qualifikation immer noch bevorzugt behandeln lassen muss und dafür deutlich besser verdient. Auf der Heinisch-Hosek-Schokoschleife stand übrigens: „Sie teilen gern mit ihren Frauen. Auch Hausarbeit und Kinderbetreuung.“ Eh nett.

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