Bisher sind alle Versuche gescheitert, Zivilisten in der Ukraine über humanitäre Korridore in Sicherheit zu bringen. Beide Seiten machen sich gegenseitig schwere Vorwürfe.
Die Kamera-Aufnahmen stammen aus Irpin, einer Kleinstadt knapp 30 Kilometer nordwestlich von Kiew. Der Ort mit 60.000 Einwohnern wird seit Tagen mit Raketen beschossen. Etliche Menschen wollen fliehen. Mit Koffern und Taschen bepackt eilen sie am Rand einer Hauptstraße durch Waldgebiet aus der Stadt. Plötzlich krachen Schüsse. Männer, Mütter mit Kindern, alte Frauen werfen sich zu Boden, Panik macht sich breit. Einige lassen ihr Gepäck liegen, rennen um ihr Leben. Auch der Kameramann, wie man an den verwackelten Aufnahmen sieht.
Die Szenen, die der deutsche „Spiegel“ veröffentlicht hat, machen deutlich, wie gefährlich die Flucht aus den Kampfgebieten ist. Nach zwei gescheiterten Versuchen vom Wochenende sollte am Montag ein neuer Anlauf für die Schaffung humanitärer Korridore gestartet werden, um Zivilisten aus den am heißesten umkämpften Städten zu schaffen: aus Mariupol im Südosten des Landes und dem benachbarten Wolnowacha, aus der Millionenstadt Charkiw im Nordosten, aus Irpin, aus Butscha, auch aus Kiew selbst. Am Montagnachmittag startete dazu laut russischen Medien eine dritte Gesprächsrunde. Doch beide Kriegsparteien machen sich gegenseitig schwere Vorwürfe.