Ein russischer Soldat am Dienstag bei Energodar in der Südostukraine.
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Mitreden: Befürchten Sie, dass der Ukraine-Krieg auf andere Länder übergreift?

Viele Menschen in Österreich haben Angst davor, dass sich der Krieg ausweitet. Wird selbst ein ukrainischer Vasallenstaat Putin nicht stoppen? Was sagen Experten? Und was meinen Sie? Diskutieren Sie mit!

Viele Menschen sorgen sich vor einer Ausweitung des Krieges in der Ukraine. Das geht auch aus drei Umfragen der vergangenen Woche hervor. Demnach befürchten zwischen 42 und 63 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher ein Übergreifen auf andere Länder. Laut market-Umfrage haben außerdem 29 Prozent Angst vor dem Einsatz von Atomwaffen. Gegenüber dem Gallup Institut gaben dies sogar 51 Prozent der Befragten an. Unter den Studienteilnehmern des TQS Instituts halten 42 Prozent eine Aggression oder Vergeltungsschläge auf westliche Ziele für eher oder sehr wahrscheinlich.Sorgen bereitet den Umfragen-Teilnehmern auch die Auswirkungen auf die Energieversorgung. Trotzdem sind drei Viertel der vom TQS Institut Befragten für die westlichen Sanktionen gegen Russland.Viele Menschen in Europa hätten in den vergangenen Tagen vor allem eines gespürt: „nackte Angst“. Das schreibt Michael Laczynski in einem Leitartikel. Und diese sei durchaus nützlich gewesen: „Sie hat uns spüren lassen, was auf dem Spiel steht – nämlich die Existenz der EU in ihrer jetzigen Form. Sie hilft, hinter die Nebelwand aus Lügen zu blicken, die Wladimir Putins Propagandisten und Apologeten aufgestellt haben. Und sie bringt uns dazu, uns zu wehren."

Wie groß die Gefahr einer weiteren Eskalation tatsächlich ist, kann derzeit wohl niemand sagen. So antwortet etwa Litauens Außenminister im Interview mit Jürgen Streihammer auf die Frage nach dem Einsatz von Atomwaffen wie folgt: „Da ist ein Verrückter mit einem Finger in der Nähe des Abzugs: Wer weiß schon ganz genau, was seine Pläne sein könnten? Aber das darf unsere Haltung nicht ändern."

Putin-Kenner wie der Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski meint in einem ORF-Interview, bereits in ein paar Wochen werde der russische Präsident Wladimir Putin ernsthaft in Verhandlungen gehen, da er die Lage in der Ukraine falsch eingeschätzt habe und nicht mit diesem Widerstand gerechnet habe.

„Presse"-Außenpolitikchef Christian Ultsch zeichnete vergangene Woche drei mögliche Szenarien für den Ukraine-Krieg und meint: „Das wahrscheinlichste Szenario ist zum jetzigen Zeitpunkt leider, dass der Krieg in der Ukraine sich lang hinzieht und sehr blutig wird. Europa muss darauf gefasst sein."

Die Politikwissenschaftlerin Kathrin Bachleitner meint unterdessen in einem Gastkommentar: „Wenn man den Weltfrieden wiederherstellen will, sind ein Aufwachen und ein Kurswechsel auf westlicher Seite jedoch unumgänglich. Die EU, Großbritannien und die USA, also die Westmächte, sollten sofort aufhören, in utopischen, liberalen Kategorien zu denken, sondern endlich systemische und reale mit einzubeziehen." Das erschütterte Gleichgewicht der Mächte müsse durch die „Neutralität der Ukraine“ wiederhergestellt werden.

Anders sehen das die Historiker Philipp Strobl und Nikolaus Hagen. Sie erinnern in einem Gastkommentar an die NS-Zeit, und warnen - bei allen Unterschieden: „Es ist höchst unwahrscheinlich, dass sich Putin mit der Verwandlung der Ukraine in einen 'neutralen' russischen Vasallenstaat zufriedengeben wird.“ Mehr lesen Sie hier.

Diskutieren Sie mit: Befürchten Sie, dass der Ukraine-Krieg auf andere Länder übergreift? Wie groß ist die Gefahr, dass Atomwaffen eingesetzt werden? Und: Wie wird sich Europa verändern?

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