Börse

Feuerpause sorgte kurzfristig für Aufschwung an Europas Börsen

Die starken Gewinne an den europäischen Börsen nach der Meldung über die Feuerpause in der Ukraine haben sich wieder eingegrenzt. Der ATX ist mit plus 3,6 Prozent weiterhin sehr fest, der Euro-Stoxx-50 liegt nur noch 0,7 Prozent im Plus.

Die Wiener Börse hat sich heute, Dienstag, zu Mittag weiterhin mit sehr fester Tendenz präsentiert. Der ATX wurde um 12.00 Uhr mit 3025,93 Punkten errechnet, das ist ein Plus von 105,64 Punkten bzw. 3,62 Prozent. Der ATX Prime notierte zum oben genannten Zeitpunkt 3,51 Prozent höher bei 1530,08 Punkten.

Der Ukraine-Krieg bleibt das bestimmende Thema an den Finanzmärkten: Russland hat eine Feuerpause in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine verkündet und die Einrichtung von humanitären Korridoren aus fünf belagerten Großstädten bekanntgegeben. Die russischen Kräfte hätten das Feuer um 8.00 Uhr MEZ eingestellt, teilte das Verteidigungsministerium des Aggressorstaates nach Angaben der Agentur Interfax mit. Das dürfte an den europäischen Börsen in der Früh für Aufschwung gesorgt haben. Shorteindeckungen von Marktteilnehmern, die auf fallende Kurse gesetzt hatten und vom Anstieg überrascht wurden, könnten die kleine Erholung noch zusätzlich angetrieben haben. Im Vormittagsverlaufen fielen die Märkte aber kontinuierlich wieder zurück.

Weiter im Blick der Anleger bleiben auch die als Folge des Ukraine-Kriegs stark gestiegenen Energiepreise und die daraus resultierenden Inflationsängste.  "Die Situation für die Europäische Zentralbank könnte kaum ungemütlicher sein. Der Preisschock bedroht die konjunkturelle Entwicklung nicht nur in Europa", schreiben die Analysten der Helaba. Datenseitig richten die Akteure in der Früh den Blick auf Deutschland: Die deutsche Industrie hat zu Jahresbeginn deutlich mehr produziert.

Banken und Versicherer profitieren

Ein Branchenvergleich in Europa zeigte Banken und Versicherer unter den größten Gewinnern. Unter den heimischen Branchenvertretern zogen Raiffeisen um gut zehn Prozent an und Erste Group legten 7,5 Prozent zu. BAWAG verbesserte sich um 3,6 Prozent.

Bei den Versicherern konnten Vienna Insurance Group (VIG) nach Zahlen um 5,3 Prozent gewinnen. UNIQA notierten um 2,4 Prozent höher. Die VIG hat im abgelaufenen Jahr den Vorsteuergewinn (EGT) um fast die Hälfte auf 511 Mio. Euro und den Nettogewinn um 60 Prozent auf 388 Mio. Euro gesteigert. Deshalb wird die Dividende von 75 Cent auf 1,25 Euro je Aktie angehoben. Den Ausblick auf 2022 bezeichnete die VIG wegen der möglichen Ukraine-Krieg-Folgen als schwierig.

Sehr stark mit plus 7,4 Prozent zeigten sich auch Andritz nach Zahlenvorlage. Der steirische Anlagenbauer hat seinen Gewinn im zweiten Coronajahr 2021 massiv gesteigert und will auch die Dividende kräftig nach oben schrauben. Das Konzernergebnis verbesserte sich gegenüber dem Jahr davor von 203,7 auf 321,7 Mio. Euro, bei einem leichten Umsatzminus von 3,5 Prozent auf 6,5 Mrd. Euro (2020: 6,7 Mrd. Euro). Der Konzern schloss das Jahr mit einem Rekordauftragsstand.

Kaufempfehlung für Andritz und Semperit

Die Analysten der Baader Bank haben ihre Kaufempfehlung "Buy" für die Aktien der heimischen Andritz nach der jüngsten Zahlenvorlage bestätigt. Das Kursziel wurde von Analyst Peter Rothenaicher unverändert bei 61,00 Euro belassen.

Der Vorarlberger Leuchtenhersteller Zumtobel hat ein erfolgreiches drittes Quartal im schiefen Geschäftsjahr hinter sich. Umsatz und Gewinn legten deutlich zu, obwohl der Halbleitermangel weiter zu spüren ist und auch steigende Energiepreise eine Belastung darstellen. Der Zumtobel-Umsatz in Russland und der Ukraine sei mit 8 Mio. Euro zwar "sehr überschaubar", aber die Kriegs-Auswirkungen auf die Weltwirtschaft machen Sorgen, sagt Firmenchef Alfred Felder. Zumtobel-Aktien gewannen zu Mittag 2,7 Prozent.

Die Analysten der Erste Group haben ihr Kursziel für die Aktien der Semperit von 45,50 auf 36,50 Euro gekürzt. Die Kaufempfehlung "Buy" wurde beibehalten. Semperit-Aktien stiegen um 1,39 Prozent auf 25,60 Euro.

Europas Börsen geben Anfangsgewinne teilweise ab

Die europäischen Börsen haben ihre starke Gewinnen aus dem Frühhandel im Verlauf des Vormittags am Dienstag wieder etwas eingegrenzt. Gegen 12 Uhr hielt der Euro-Stoxx-50 mit einem Plus von 0,74 Prozent bei 3.838,38 Punkten. Der deutsche DAX legte 0,74 Prozent zu auf 12.930,25 Zähler. Der britische FTSE rutschte knapp ins Minus und ermäßigte sich um 0,10 Prozent auf 6.952,58 Punkte.

Gut gesucht waren europaweit vor allem Finanzwerte und Versorger. So waren die Finanztitel BNP Paribas und Münchener Rück mit Aufschlägen von mehr als fünf Prozent zu Mittag die größten Gewinner im Euro-Stoxx-50. Aktien der Banken Intesa San Paolo und ING legten um die vier Prozent zu.

In London konnten sich die Aktien der Rohstoffkonzerne Evraz (plus 23,1 Prozent) erholen und fanden sich an der Spitze im FTSE. Die Aktien des stark in Russland engagierten Unternehmens waren angesichts des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Sanktionen zuletzt besonders stark unter die Räder gekommen. Seit Jahresbeginn liegen die Titel immer noch zwischen 84 Prozent im Minus.

Kochboxenversender auf Talfahrt

Aktien des Kochboxenversenders Hellofresh setzten hingegen ihre Talfahrt fort und verloren 4,3 Prozent. Seit Jahresbeginn hat die Aktie schon knapp die Hälfte an Wert eingebüßt. Die Analysten von JPMorgan haben zuletzt ihre Einstufung "Neutral" für die Aktie trotz der starken Verluste bestätigt.

Der Kochboxenversender habe eine sehr kostenbewusste Klientel, die angesichts des Ukraine-Kriegs und den weiter anziehenden Preisen mit nochmals schrumpfenden Budgets konfrontiert sei. Höhere Kosten der Firma ließen sich dabei kaum durch steigende Preise ausgleichen, schreiben die Analysten.

(APA)

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