Njet! Russische Restaurants fliegen aus der Liste "World's 50 Best Restaurants"

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Aus Moskau als Austragungsort der Präsentation wurde London. Und statt der russischen Anwärter auf einen Platz unter den Top 50 werden Restaurants aus anderen Ländern nachrücken. Auch der „Guide Michelin“ stoppte bereits Restauranttests in Russland.

Die Feier anlässlich der neuen Liste „World's 50 Best Restaurants“ ist für viele Gastronominnen und Gastronomen aus aller Welt ein jährlicher Fixpunkt. Ein Platz in den Top Ten (derzeitige Nummer 1: das Noma in Kopenhagen) oder selbst auf den hinteren Rängen beschert Aufmerksamkeit und Buchungen nationaler wie internationaler Gäste. Heuer hätten die neuen Platzierungen in Moskau bekanntgegeben werden sollen. Aufgrund des Einmarschs Russlands in die Ukraine hat die Organisation jedoch bereits am 24. Februar, also schon ganz zu Beginn des Kriegs, erklärt, den Austragungsort zu wechseln: Es geht nach London, wo sich auch der Firmensitz befindet. 

Christian Grünwald, „50 Best"-Chairman für Österreich, Ungarn, Slowenien und die Schweiz, war nach dieser Entscheidung „irre stolz und erleichtert": „Stolz, weil es sehr rasch und früh geschah - zu einem Zeitpunkt, als internationale Sportverbände noch daran glaubten, dass sie auch das durchdrücken können. Erleichtert, weil schon vieles auf Moskau im Juli eingeschworen war und das natürlich auch immer eine finanzielle Sponsoring-Komponente hat, die man aber in London sehr früh abgeschrieben hat.“ Und er berichtet von einer „wirklich emotionalen Nachricht" seiner russischen Kollegin, „die sich für ihr Land schämt und uns beschwor, nicht zu glauben, dass alle Russen so sind".

Gestern setzte die Organisation noch eines drauf und gab bekannt, dass in der Liste für 2022 keine russischen Restaurants im Ranking aufscheinen werden - eine sehr umstrittene Entscheidung, wie die Reaktionen auf Social Media zeigen; der Tenor dort: Was können die Gastronomen für Putins Vorgehen? Man halte, so die Verantwortlichen der „World's 50 Best“, kein Restaurant und keine Bar (es gibt auch die Liste „World's 50 Best Bars") individuell für verantwortlich für die Handlungen der Regierung. Dennoch werden sie ausgeschlossen.

Christian Grünwald über diese Entscheidung, die ohne Einbindung der Chairs im Firmensitz in London beschlossen wurde: „Sicherlich ein Diskussionsstoff. Wenn man aber davon ausgeht, dass nur Lokale in die Abstimmung kommen sollen, die man dann auch ohne Probleme besuchen kann, dann hat das schon eine innere Ordnung. Und von Relevanz ist natürlich auch, dass man für die nächste Zeit Moskau/St. Petersburg als Destinationen nicht fördern möchte."

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Die Entscheidung der Organisatoren dieser vielzitierten Gastronomie-Auszeichnung betrifft konkret freilich nur wenige Restaurants, die es wahrscheinlich auch heuer unter die Top 50 (oder die Top 100, die stets etwas früher präsentierte Erweiterung) geschafft hätten: das White Rabbit in Moskau, im Jahr 2021 auf Platz 25, und das Twins Garden (Rang 30).

Die „50 Best“ ist nicht die erste Gastro-Bewertungsplattform, die um Russland einen Bogen macht: Der „Guide Michelin“, der in Moskau erst im Oktober mit Pomp und Trara die erste russische Ausgabe gefeiert hatte, gab vor wenigen Tagen bekannt, keine russischen Lokale zu bewerten. Die aktuellen Auszeichnungen werden nicht aktualisiert.

Übrigens: Auch der „Gault Millau“ ist seit 2019 zur Gänze in russischem Besitz. Regionale Ausgaben wie die österreichische funktionieren im Lizenzsystem.

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