Klassikpreis

Ernst von Siemens Musikpreis geht heuer an Olga Neuwirth

f�r die Spielzeit Komponistin Olga Neuwirth an der Hochbahn in Berlin Kreuzberg Berlin Deutschland
f�r die Spielzeit Komponistin Olga Neuwirth an der Hochbahn in Berlin Kreuzberg Berlin Deutschland(c) imago images / tagesspiegel (via www.imago-images.de)
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Die österreichische Komponistin wird für ein Leben im Dienste der Musik ausgezeichnet. Der Preis ist mit 250.000 Euro dotiert.

Heuer geht der Ernst von Siemens Musikpreis an die österreichische Komponistin Olga Neuwirth. Die Ehrung für klassische Musik ist mit 250.000 Euro dotiert. Der Preis wird der 53-jährigen Künstlerin am 2. Juni für ein Leben im Dienste der Musik im Münchener Prinzregententheater überreicht. Das gab die in der Schweiz ansässige Ernst von Siemens Musikstiftung bekannt, welche die Auszeichnung seit 1973 jährlich vergibt.

Neuwirth steht damit in einer Reihe mit Größen wie den Komponisten Olivier Messiaen und Hans Werner Henze, dem Cello-Gott Mstislav Rostropovich oder Stargeigerin Anne-Sophie Mutter.

Die Laudatio auf Neuwirth soll bei der Überreichung der Wiener Literaturshootingstar Raphaela Edelbauer halten, während das französische Ensemble intercontemporain unter Matthias Pintscher Werke der frischgebackenen Preisträgerin spielt.

Auflösung vermeintlich binärer Kategorien

Die EvS-Stiftung unterstreicht in ihrer Würdigung, dass Neuwirth seit den späten 1980ern feministische Anliegen mit einer multimedialen Praxis verbinde und in einer genreübergreifenden Klangsprache die schonungslose Offenheit gegenüber anderen Kunstformen wie Film oder Literatur pflege. Der verbindende Wesenskern all ihrer Arbeiten sei dabei die Auflösung vermeintlich binärer Kategorien wie virtuell/physisch, analog/digital oder weiblich/männlich.

Besonders hervor hebt man dabei die musiktheatralen Arbeiten der am 4. August 1968 in Graz geborenen Tonsetzerin, die seit dem Vorjahr auch eine Professur an der Universität für Musik und darstellende Kunst innehat. Diese erstrecken sich von der 2003 in ihrer Heimatstadt uraufgeführten Lynch-Adaption "Lost Highway" mit einem Libretto von Elfriede Jelinek bis zu ihrem 2019 an der Wiener Staatsoper erstmals vorgestellten "Orlando" nach Virginia Woolf, den sie selbst als ihr "Opus summum" bezeichnete.

"Künstlerin, die radikal neue Wege einschlägt"

Die Klangsprache Neuwirths ist vielseitig, unberechenbar und bisweilen auch rau und scharf, konstatierte die Stiftung. Das sei sowohl Ausdruck der Persönlichkeit der Komponistin wie ihres sozialen Engagements und trage entscheidend dazu bei, Neuwirth zu einer der eigenständigsten und aufregendsten Stimmen der Musikszene zu machen: "Mit Olga Neuwirth zeichnet die Ernst von Siemens Musikstiftung eine Künstlerin aus, die mit ihrer Musik radikal neue Wege einschlägt, die der zeitgenössischen Musik ein neues Gesicht verleiht, die sich aber auch einmischt, Stellung bezieht und sich nicht scheut, Missstände anzusprechen."

Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) gratulierte Neuwirth, die "in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmekünstlerin" sei. "Sie hat das Berufsbild der Komponierenden - über Jahrhunderte in der Öffentlichkeit ausschließlich männlich dominiert - nachhaltig verändert. Mittlerweile ist der Beruf der Komponistin klar in der Musikbranche verankert. Es bedarf mutiger, starker und innovativer Persönlichkeiten, wie Olga Neuwirth, um sich gegen Konventionen und Regeln durchzusetzen." Neuwirth habe sich neu gescheut, "Grenzen zu überschreiten", so Mayer. "Künstlerische Exzellenz und eine unkonventionelle Persönlichkeit machen Olga Neuwirth zu einer herausragenden Komponistin und Künstlerin, die sich im internationalen Wettbewerb um den renommiertesten Preis für Klassische Musik im deutschen Sprachraum durchsetzen konnte."

Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) gratulierte am Dienstag der Komponistin mit ihrem "absolut eigenständigen künstlerischen Selbstverständnis: "Es ist ein schönes Zusammenfallen des Bekanntwerdens dieser Ehrung mit dem internationalen Frauentag, setzt sich Olga Neuwirth doch seit den späten 1980ern für feministische Anliegen ein und hinterfragt ganz bewusst die von Menschen gesetzten Normen."

Zeitgleich mit der Ehrung für Neuwirth gab die EvS auch die heurigen Förderpreisträger bekannt, die jeweils 35.000 Euro erhalten. Hier können sich der französische Komponist Benjamin Attahir, die Britin Naomi Pinnock und der Spanier Mikel Urquiza freuen. Neben dem Preisgeld selbst unterstützt man die jungen Tonsetzer auch mit "aufwendig produzierten Musikproduktionen".

Überdies beschloss der EvS-Stiftungsrat, dem eingerichteten Studierenden-Hilfsfonds weitere zwei Millionen Euro zukommen zu lassen. Dieser soll durch die Coronapandemie in Not geratene Musikstudierende in der Schweiz, Österreich und in Deutschland unterstützen, wobei hier seit 2020 rund acht Millionen Euro aufgewendet wurden.

(APA)

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