Ukraine-Krieg

Selenskij-Interviews: "Bin sicher, dass auch Polen bedroht ist"

Archivbild vom 7. März vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij.
Archivbild vom 7. März vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij.APA/AFP/UKRAINE PRESIDENCY/HANDO
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"Der gesamte Kontinent ist in Gefahr, solange Russland die Möglichkeit hat, einen anderen Staat anzugreifen“, sagt der ukrainische Präsident. Putin habe auch Polen, Moldau, Georgien, Baltikum im Visier.

Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskij meint, dass ganz Europa wegen Russland besorgt sein sollte. "Tatsächlich ist der gesamte Kontinent in Gefahr, solange Russland die Möglichkeit hat, einen anderen Staat anzugreifen", erklärte er gegenüber der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit". "Er will Europa auseinanderreißen, genau wie die Ukraine", so Selenskij. "Ich bin sicher, dass auch Polen bedroht ist." Zudem habe Putin auch Moldau, Georgien und das Baltikum im Visier.

Die Invasion der russischen Armee sei keine Überraschung für ihn gewesen, sagte der 2019 zum Präsidenten gewählte Politiker laut einem Vorabbericht. "Die Brutalität schon." Furcht vor einer mutmaßlich bevorstehenden Kesselschlacht in Kiew habe er nicht. "Nicht wir sollten Angst haben, sondern die Politiker der Welt. Ich meine all diejenigen, die jetzt auf die Ukraine blicken und darüber nachdenken: Könnte es die gleiche Invasion in meinem Land geben?"

Selenskij will direkt mit Putin verhandeln

Selenskij zeigte sich in einem weiteren Interview mit einer deutschen Zeitung - der „Bild"-Zeitung - vor dem ersten Treffen von Vertretern der ukrainischen und russischen Regierung kompromissbereit. Er forderte in dem am Mittwoch online veröffentlichten Interview direkte Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. "In jeder Verhandlung ist mein Ziel, den Krieg mit Russland zu beenden. Und ich bin auch bereit zu bestimmten Schritten", sagte Selenskij.

"Man kann Kompromisse eingehen, aber diese dürfen nicht der Verrat meines Landes sein. Und auch die Gegenseite muss zu Kompromissen bereit sein", erklärte er weiter. Nur dann käme man weiter. "Über die Details können wir noch nicht reden. Wir haben ja noch keinen direkten Kontakt zwischen den Präsidenten gehabt. Nur nach den direkten Gesprächen zwischen den zwei Präsidenten können wir diesen Krieg beenden."

Drohung mit Atomkrieg „ein Bluff"

Auf die Frage der Zeitung „Die Zeit", ob er einen von Wladimir Putin angedrohten Atomkrieg für möglich halte, sagt er der "Zeit": "Ich denke, die Drohung mit einem Atomkrieg ist ein Bluff. Es ist eine Sache, ein Mörder zu sein. Ein Selbstmörder ist eine andere Sache", so Selenskij. "Man droht mit Atomwaffen nur dann, wenn alles andere nicht funktioniert."

Ob die militärische Hilfe rechtzeitig in der Ukraine ankommt, die viele westliche Staaten jetzt schicken. Jeder habe gesehen, dass eine Invasion bevorstand, so Selenskij. Er habe damals schon um Sanktionen gebeten, „damit Putin nicht einmal an einen Angriff denkt. Das wurde nicht gemacht.“ Es sei keine Unterstützung gekommen. „Jetzt haben wir die Invasion“. Es sei offensichtlich, „dass wir mehr brauchen, denn die Barbarei hört nicht auf“.

In dem Interview sprach Selenskij zudem über seine persönliche Situation als Russlands Staatsfeind Nummer 1. "Ich schlafe sehr wenig, trinke extrem viel Kaffee und führe sehr viele Gespräche“, sagt Selenskij. "Ich bin bei meinem Volk." Das sei für ihn der beste Schutz. "Wenn die Ukraine bei dir ist, fühlst du dich sicher. Dies ist ein Grundsatz, von dem sich viele im Westen etwas abschauen sollten." Ob er seine Frau und die beiden Kinder in den Westen geschickt habe? Selenskij: "Meine Familie ist in der Ukraine."

>> Das Interview auf zeit.de

>> Das Interview auf bild.de

(APA)

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