Gastkommentar

Boykottieren Sie das russische Blut-Öl!

Ölfeld in Sibirien
Ölfeld in SibirienREUTERS
  • Drucken

Putin finanziert mit dem Öl den Krieg in der Ukraine, schreibt Oleg Ustenko, wirtschaftlicher Berater von Präsident Selenskij. In seinem Gastkommentar appelliert er eindringlich an die Konsumenten: „Sie haben Putins Schicksal in der Hand."

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

Russisches Erdöl finanziert die Invasion in die Ukraine und die Ermordung unschuldiger Bürger. Genau wie beim Geld aus dem Verkauf von Blutdiamanten, das einen grausamen Bürgerkrieg in Afrika schürte, müssen wir diese Geldströme unterbinden. Dieser Handel kann und muss durch Druck, die von Ihnen, dem Verbraucher, auf Unternehmen und Regierungen ausgeübt wird, gestoppt werden.

Putin verkauft fünf Millionen Barrel Öl pro Tag. Ein Großteil wird von Europa importiert. Heute, beim Treffen der EU-Staatschefs über die Krise, rufen wir alle dazu auf, russisches Öl jetzt zu boykottieren.

Wir erhalten große Unterstützung von vielen Regierungen und Bürgern. Sie nehmen unsere Flüchtlinge auf, senden uns Lebensmittel und Medikamente und stimmten bei den Vereinten Nationen gegen Putins Krieg. Am Dienstag hat die amerikanische Regierung unter Joe Biden alle Importe von russischem Öl und Gas in die USA untersagt. Aber wichtige Politiker in Deutschland, Italien, UK und einigen anderen Ländern haben Angst davor, ein sofortiges Embargo aufzuerlegen. Sie befürchten, dass der Ölpreis ansteigen wird, und dass ihre Wähler nicht verstehen werden warum das so ist oder darüber einfach zu verärgert sein werden.

Sie sind aber nicht so dumm.

Sie gehen schon auf die Straße und äußern Ihre Unterstützung für die Ukraine in den sozialen Medien. Eine Person führte sogar eine Sonderprotestaktion aus, indem er mit seinem Lkw das Tor der russischen Botschaft in Dublin durchbrochen hat. Wir schätzen alle Videos, die deutlich zeigen, dass Sie über den von Putin verursachten Horror entsetzt sind. Aber Ihre Regierungen befürchten noch immer, dass Sie es ihnen üblich nehmen werden, wenn sie ein Ölembargo einführen.

»Wenn wir dem fossilen Zeitalter angesichts der ermordeten Bürger und der Zerstörung unseres Planeten kein Ende setzen können, was braucht es dann wohl?«

Im Falle eines Boykotts russischer Öllieferungen kann ein Plan umgesetzt werden, um kurzfristige Versorgungsprobleme zu lösen. Langfristig soll es jetzt selbstverständlich für die nationale Sicherheit aller Länder unbedingt notwendig sein, schnell unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Was wir erreichen möchten, wird der Umstieg auf erneuerbare Energien, die im Kampf gegen den Klimawandel notwendig ist, nur beschleunigen. Trotz der willkürlichen Ermordung von ukrainischen Bürgern und Versprechen von den mächtigsten Staatsoberhäuptern bei der Klimakonferenz in Glasgow im November zweifeln europäische Regierungen immer noch. Wenn wir dem fossilen Zeitalter angesichts der ermordeten Bürger und der Zerstörung unseres Planeten kein Ende setzen können, was braucht es dann wohl?

Lasst es uns ihnen leicht machen. Wir organisieren eine Koalition, um die Tankschiffe, die russisches Öl transportieren, zu verfolgen und Ihnen zu sagen, wo sie sich befinden. Russland wird versuchen, diese Informationen zu verstecken, aber wir werden Ihnen sagen, wo sich die Schiffe befinden.

Letzte Woche hat Shell russisches Öl gekauft, angeblich weil es mit einem Rabatt von 30 Dollar pro Barrel angeboten würde. Die Öffentlichkeit reagierte mit Entsetzen und am 8. März versprach Shell, nicht länger russisches Öl zu kaufen. Wir müssen alle Ölkonzerne dazu bringen, das Gleiche zu machen.

Diese Konzerne hören vielleicht die Schreie ukrainischer Kinder nicht, aber sie werden Ihnen, als Verbraucher, wohl zuhören. Der Großteil des Öls wird für den Transport benötigt, für private Wagen, Lkws und Flugzeuge. Bitte kaufen Sie kein Benzin oder Diesel bei Konzernen, die russisches Öl veredeln. Reisen Sie nicht mit Fluggesellschaften, die Kerosin aus russischem Öl verwenden.

»Bitte kaufen Sie kein Benzin oder Diesel bei Konzernen, die russisches Öl veredeln. Reisen Sie nicht mit Fluggesellschaften, die Kerosin aus russischem Öl verwenden.«

Fordern Sie Ihre Staatschefs auf, in Ihren nationalen Häfen kein russisches Öl zu entladen. Versichern Sie ihre Fracht nicht, vermieten Sie ihnen keine Schiffe und befördern Sie kein Öl oder keine veredelten Produkte in Ihren Ländern. Bitte führen Sie keine persönlichen und sachlichen Finanztransaktionen mit russischen Ölkonzernen, ihren Managern und Eigentümern aus. Denn es handelt sich um Blut-Öl und Blutgeld.

Jede Führungskraft, die die Entscheidung trifft, Blut-Öl oder von Blut-Öl abgeleitete Produkte zu kaufen, wird ihrer Marke schaden und Shareholder-Value zerstören – jede Führungskraft, die so unfähig ist, soll sofort entlassen werden. Wir werden dieses Argument bei Vorständen und Aktionären überall auf der Welt anbringen.

Wir werden gegen jegliche Personen oder Unternehmen, die von Blut-Öl profitieren, auch Klagen erheben im Namen von unschuldigen Ukrainern, die irreparable Schäden erlitten haben. Im gesetzlich zulässigen Rahmen in allen relevanten Hoheitsbereichen werden wir im Namen der getöteten, verletzten, vertriebenen und traumatisierten Ukrainer unverzügliche Verfügungen und höchstmögliche Entschädigungen anstreben, die von allen Parteien, die Russland zurzeit helfen, geleistet werden sollen.

Putin glaubt, dass er stark ist, weil Russland der zweitgrößte Ölexporteur der Welt ist. In Wahrheit ist er schwach, weil Sie sein Schicksal jetzt in der Hand haben und Sie sind wütend, weil er ukrainische Bürger terrorisiert und die Welt bedroht.

Wir bieten Putin die Stirn und wir werden siegen. Unsere Militärs sind gut ausgebildet und Millionen Bürger greifen zu den Waffen. Putin kann unmöglich die Macht übernehmen und ein Land mit mehr als 40 Millionen wütenden Einwohnern kontrollieren, schon gar erst nicht, wenn sie alle „hau ab“ rufen.

Aber zahllose Ukrainer, unter ihnen tausende und abertausende Kinder, leiden jetzt ständig jeden Tag. Unbewaffnete Bürger werden andauernd bombardiert. Sie verstecken sich im Untergrund. Sie verfügen nicht über ausreichend Essen und Wasser. Vielen fehlen die erforderlichen Arzneimittel. Mehr als 50 Kinder sind unter tragischen Umständen ums Leben gekommen. Tausende Menschenleben stehen auf dem Spiel.

»Habgier ist sehr mächtig. Aber wir, die Bürger, sind noch mächtiger «

Die Bewegung gegen Blutdiamanten hat die Welt verändert, aber das hat Jahre gedauert. Habgier ist sehr mächtig. Aber wir, die Bürger, sind noch mächtiger und wenn wir unseren Ärger nutzen, können wir alles erreichen und jeden stoppen.

Wir müssen diesem Krieg ein Ende setzen. Sie können uns helfen. Sagen Sie Ihrer Regierung: nicht in meinem Namen. Boykottieren Sie russisches Öl jetzt.

Oleg Ustenko ist der wirtschaftliche Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.