Benefizveranstaltungen

Ukraine-Hilfe quer durch alle Genres

Ernst Molden (hier auf einem Archivbild im Rabenhof) tritt mit Größen der Wiener Musikszene wie Willi Resetarits, Die Strottern, Marie Spaemann oder Sigrid Horn auf.
Ernst Molden (hier auf einem Archivbild im Rabenhof) tritt mit Größen der Wiener Musikszene wie Willi Resetarits, Die Strottern, Marie Spaemann oder Sigrid Horn auf.Clmens Fabry / Die Presse
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Von Klassik bis Clubkultur reicht das Engagement für die Ukraine, gleich mehrere Fernsehsender übertragen am Donnerstag einen Abend für Nachbar in Not. Ein Überblick über die Veranstaltungen allein der kommenden Tage.

Die eine stammt aus der Ukraine, die andere hat Wurzeln in St. Petersburg, sie sprechen Russisch miteinander, haben schon gemeinsam Weihnachten gefeiert – und hatten beide, Mezzosopranistin Zoryana Kushpler und Geigerin Lidia Baich, vor wenigen Tagen dieselbe Idee: ein Benefizkonzert für die Betroffenen des Krieges. Am Dienstag fand ihr „Konzert für den Frieden“ im Stephansdom statt – und so eine Stimmung, sagt Baich, hätte sie noch nie erlebt. Mozarts „Maurerischer Trauermusik“ folgte eine Schweigeminute, „man hätte eine Stecknadel fallen gehört“.

Fast wie im Stakkato geht es in diesem Sinn diese Woche weiter. Schon am Donnerstag sind Baich und Kushpler wieder im Einsatz – gleich mehrere Medienunternehmen unterstützen den von ORF und Nachbar in Not ins Leben gerufenen Spendenaktionsabend „Hilfe für die Ukraine“, der ab 20.15 Uhr im ORF-Zentrum stattfindet. Neben dem ORF zeigen auch Puls24 und W24 die Sendung live, Servus TV und oe24 streamen ihn auf ihren Onlineseiten. Barbara Stöckl und Tobias Pötzelsberger moderieren, Prominente nehmen die Anrufe Spendenwilliger entgegen (Tel.: 0800 664 20 22).

Auch das Konzerthaus steht am Donnerstag im Zeichen von Nachbar in Not, Größen der Wiener Musikszene wie Willi Resetarits, Ernst Molden, Die Strottern, Marie Spaemann oder Sigrid Horn treten im Mozart-Saal auf. „Das unermesslich große Leid der Menschen in der Ukraine ruft uns zur Solidarität und zur raschen Hilfe auf“, sagt Intendant Matthias Naske.

Eine eigene „Melodia Ukraina“ hat Geiger Yury Revich komponiert, die er am Donnerstag in einem kleinen Onlinekonzert spielen will. „Ich verurteile diesen Angriff der russischen Regierung“, sagt der in Moskau geborene Musiker mit österreichischer Staatsbürgerschaft, „ich verurteile diesen Krieg und diesen Wahnsinn“. Spielen wird er mit dem Pianisten Wladimir Borodin aus der Ukraine, Anna Patritsiya aus Russland filmt (19 Uhr, www.youtube.com/revichviolin.

Das Burgtheater lädt am Donnerstag zur ersten von zwei Benefizveranstaltungen: Um 18.45 Uhr gibt es im Rahmen einer Online-Veranstaltung Berichte über die aktuelle Lage von Künstlern in der Ukraine und in Russland, danach werden Auszüge aus dem Kiew-Roman „Die Weiße Garde“ von Michail Bulgakow gelesen. Am 13. März werden auf der Burgtheater-Bühne u. a. Elisabeth Orth, Dorothee Hartinger, Philipp Hauß, Birgit Minichmayr und Martin Schwab Texte ukrainischer Gegenwartsautoren und -autorinnen lesen. Außerdem sind musikalische Gäste wie Zoryana Kushpler und Willi Resetarits angekündigt. Die Einnahmen gehen an die „Nothilfe Ukraine“ der Volkshilfe Wien.

Am Freitag gibt, wie berichtet, der gesamte Campus der Sängerknaben – darunter auch die Wiener Chormädchen, der Chorus Juventus und der Elevenchor – ein Konzert zugunsten ukrainischer Kinder via Nachbar in Not im Muth; auf dem Programm steht etwa das von Joan Baez berühmt gemachte „Dona Dona“ von Sholom Secunda, der 1894 in der Ukraine geboren wurde. Höhepunkt sei das eigens einstudierte Chorstück „Smert“ – eine poetische Auseinandersetzung mit Schicksal und Tod des ukrainischen Komponisten Mykola Leontowytsch.

Das Volkstheater organisiert gemeinsam mit dem Schriftsteller Martin Pollack und dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) am Freitag eine Benefizlesung. Unter dem Titel „Der Krieg ist wie Giftmüll im Fluss – Stimmen für die Ukraine“ lesen österreichische Autoren und Autorinnen Texte aus der Ukraine, aber auch aus Russland und Belarus. Angekündigt sind u. a. Raphaela Edelbauer, Milena Michiko Flašar, Karl-Markus Gauß, Sabine Gruber, Lydia Haider, Tanja Maljartschuk, Barbi Markovic, Robert Schindel, Doron Rabinovici, Christoph Ransmayr, Ferdinand Schmalz und Franz Schuh. Der Abend wird vom ukrainischen Saxofonisten Andrij Prosorow begleitet.

Selbst für die Ukraine musizieren kann man am Freitag: Das Sozialprojekt Open Piano for Refugees wird von 11 bis 13 Uhr einen frei zugänglichen Klavierflügel am Stephansplatz aufstellen. Zwischendurch wird es geplante Darbietungen geben, Spenden fließen an die Organisation Mission Lifeline, die mit einem Konvoi Menschen bei der Flucht hilft. Auch die Wiener Clubkultur will ein Zeichen setzen, unter dem Titel „Stop the War – Wiener Clubkultur für Frieden“ ist für Freitag von 15 bis 22 Uhr eine Veranstaltung am Maria-Theresien-Platz angekündigt.

Am Sonntag schließlich gibt es im Festspielhaus St. Pölten ein Benefizkonzert zugunsten von Nachbar in Not, dirigiert wird es vom Chefdirigenten und Musikdirektor der Ukrainischen Nationaloper in Kiew, Mykola Diadiura. Er wurde von der russischen Invasion während eines Gastkonzerts in Polen überrascht. „Auch in meiner Muttersprache“, sagt er, „könnte ich meinen Gefühlen zu der aktuellen Situation keinen Ausdruck verleihen“.

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