Nach Vortagesrallye

Europas Leitbörsen zu Mittag mit klaren Verlusten

Nach deutlichen Zuwächsen am Vortag ist die europäische Anlegerstimmung heute schwach. Euro-Stoxx-50 gibt um 2,4 Prozent nach, der ATX verliert 0,44 Prozent.

Die europäischen Leitbörsen tendierten am Donnerstag zu Mittag weiterhin deutlich im Minus. Die gestrige Hoffnung auf eine Annäherung zwischen Russland und der Ukraine wurde dabei vorerst nicht bestätigt. Bei dem heutigen ersten Treffen der Außenminister von Russland und der Ukraine seit Beginn des Krieges gab es keine wesentlichen Fortschritte.

Nach der satten Erholungsrally von gestern stand der Euro-Stoxx-50 zuletzt gegen 12 Uhr mit einem Minus von 2,35 Prozent bei 3.677,42 Punkten. Für den deutschen Leitindex DAX ging es um 2,30 Prozent auf 13.529,10 Einheiten nach unten. In London verlor der FTSE-100 0,96 Prozent auf 7.121,95 Zähler.

ATX verliert 0,44 Prozent

Auch die Wiener Börse hat sich am Donnerstagmittag schwächer präsentiert. Der ATX gab um 0,44 Prozent auf 3.171,89 Einheiten ab, nachdem er am Mittwoch im Zuge einer rasanten Erholungsbewegung um beachtliche mehr als sieben Prozent gewonnen hatte.

Zum laufenden Ukraine-Russland-Krieg gab es keine positiven Nachrichten. Bei dem Außenministertreffen in der Türkei sei es laut dem ukrainischen Vertreter Dmytro Kulea nicht gelungen, humanitäre Korridore für die Stadt Mariupol am Asowschen Meer zu vereinbaren. Der russische Außenminister Sergej Lawrow warf dem Westen vor, mit Waffenlieferungen an die Ukraine den Konflikt zu verschärfen.

Schwierige Situation für EZB

Am Nachmittag dürfte sich der Fokus am europäischen Markt vor allem auf die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) richten. "Mit dem Krieg in der Ukraine, den Sanktionen und dem Energiepreisschock hat sich das Umfeld für die Europäische Zentralbank verändert", fassen die Experten der Helaba die schwierige Situation für die EZB zusammen.

Einerseits dürfte die hohe Inflation auf eine restriktivere Geldpolitik drängen. Andererseits birgt die derzeit unsichere Lage auch große Risiken für die Konjunktur. Weiterhin rechnet man seitens der Helaba mit einer ersten Zinsanpassung im vierten Quartal des laufenden Jahres. Festlegen dürfte sich die EZB darauf jedoch nicht, sondern vielmehr betonen, dass in unsicheren Zeiten Flexibilität und Optionalität entscheidend sind, so die Helaba-Analysten.

Zudem werden am Nachmittag die Verbraucherpreise in den USA im Blick stehen. Diese dürften laut Expertenprognosen weiter stark ansteigen und möglicherweise gar ein neues 40-Jahreshoch erreichen.

Banken und Versicherer erlitten Abgaben

Die Entwicklung der Einzelsektoren war umgekehrt zum Vortag. Die am Mittwoch nach oben geschossenen zyklischen Titel sowie Banken und Versicherer erlitten Abgaben, während Ölwerte sich nach dem jüngsten Rückgang stabilisierten. Das hohe Kursniveau steht allerdings auf wackeligen Beinen. Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank verwies auf "Signale, dass die Opec ihre Ölproduktion stärker ausweiten könnte". Zudem dürfte "auch aus den USA dürfte in den kommenden Monaten mehr Öl an den Markt gelangen."

Die Aktien von Totalenergies hielten sich mit minus 0,5 Prozent noch relativ gut. Unterdessen verloren die Aktien der italienischen Bank Intesa Sanpaolo am unteren Euro-Stoxx-Ende satte 5,8 Prozent. Daneben gaben auch Mercedes-Benz um klare 4,4 Prozent nach, Volkswagen verloren 3,8 Prozent und Stellantis gaben um 4,3 Prozent nach.

Vergleichsweise gut hielten sich auch defensive Sektoren wie Pharma und Telekommunikation, die sich in unsicheren Zeiten eher durch Stabilität auszeichnen. Der Mediensektor profitierte unterdessen von den Gewinnen der Vivendi-Aktie, die nach Zahlen um 1,2 Prozent stieg. Analyst David Kerven von JPMorgan lobte die Gewinnentwicklung im vergangenen Jahr und die mittelfristigen Aussichten.

Erste Group verliert 2,1 Prozent, Raiffeisen 3,6

In Wien kamen die schwergewichteten Banken nach dem Höhenflug am Vortag wieder etwas zurück. Erste Group verbilligten sich um 2,1 Prozent, nachdem die Titel am Vortag um satte 13,4 Prozent hochgesprungen waren. Raiffeisen Bank International gaben 3,6 Prozent nach. Hier betrug der Kursgewinn am Mittwoch beachtliche 17,3 Prozent.

Unter den weiteren Schwergewichten fielen Andritz um zwei Prozent. OMV legten hingegen um ein Prozent zu. Verbund-Anteilsscheine gewannen 2,6 Prozent.

Lenzing verliert, Rosenbauer und Warimpex legen zu

Die Lenzing-Aktie präsentierte sich nach Zahlenvorlage mit minus 2,7 Prozent. Trotz der Kostenanstiege bei Energie, Rohstoffen und Logistik hat der oberösterreichische Faserhersteller seine Ergebnisse im abgelaufenen Jahr deutlich verbessert. Der Jahresüberschuss betrug 127,7 Mio. Euro, nach einem Fehlbetrag von 10,6 Mio. Euro im Jahr davor. Die Analysten der Erste Group bewerteten die Viertquartalszahlen als im Rahmen der Erwartungen.

Bei dünnen Handelsumsätzen gewannen die Rosenbauer-Anteilsscheine 8,2 Prozent. Am anderen Ende der Kursliste büßten Warimpex-Titel um 6,1 Prozent ein. Die Zumtobel-Papiere gaben fünf Prozent nach.

(APA/dpa-AFX)

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