Vorübergehender Stillstand

Steirische Papierfabrik legt Betrieb wegen Gaspreis still

Die Papierfabrik Norske Skog drosselt vorübergehend die Produktion. Die Energiepreise würden den Betrieb „unhaltbar“ machen. Arbeitsminister Kocher erwartet, dass solche Produktionsstopps „nur im Ausnahmefall“ vorkommen werden.

Während Arbeitsminister Kocher (ÖVP) nur vereinzelt Produktionsstopps aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise erwartet, gab heute das erste österreichische Unternehmen einen solchen bekannt. Die Papierfabrik Norske Skog im obersteirischen Bruck/Mur drosselt ihre Produktion - offenbar wegen der hohen Gaspreise. Der Betrieb sei derzeit nicht leistbar, hieß es in einer Aussendung, deshalb werde ein vorübergehender Stillstand eingeleitet. Wie lange dieser dauern sollte, wurde nicht gesagt, es könnte rund ein Monat sein: Man setze Hoffnungen in die neue sparsame Kesselanlage, die mit April in Betrieb gehen solle. Im Werk sind rund 400 Menschen beschäftigt.

Der neue Kessel soll zur Entspannung der Kostenlage beitragen, indem er den Gasverbrauch des Werks senkt und seine Energieversorgung verbessert. Das im April 2021 beschlossene Kesselprojekt und das Verpackungsumstellungsprojekt im Werk Bruck würden planmäßig fortgesetzt. Der Konzern hatte im Frühjahr 2021 entschieden, eine Zeitungsdruckpapiermaschine in Bruck auf die Produktion von rezyklierten Verpackungspapieren umzubauen. Die Investitionen dazu gehen in die Dutzende Millionen Euro.

„Energiepreise machen Betrieb unhaltbar"

Bruck liefert laut Norske Skog seit der zweiten Jahreshälfte 2021 trotz eines herausfordernden Energiemarktes Zeitungsdruckpapier und LWC-Magazinpapier. "Obwohl wir Teile der Energieversorgung des Werks im März gesichert haben, machen die Energiepreise, die wir derzeit erleben, den Betrieb in Bruck unhaltbar" sagte Norske-Skog-CEO Sven Ombudstvedt.

Eine Erleichterung in einem anderen Bereich dürfte es auch sein, dass mit dem Kommen der warmen Jahreszeit auch ein möglicher Ausfall von einzuspeisender Abwärme in das örtliche Fernwärmenetz geringer sein dürfte.

Bei dem Unternehmen geht man davon aus, dass das zugrunde liegende Ergebnis vor Steuern für den Konzern im ersten Quartal 2022 etwa dem vierten Quartal 2021 entsprechen wird.

FPÖ sieht „lautes Alarmsignal"

FPÖ-Nationalratsabgeordneter Hannes Amesbauer sprach am Donnerstag von einem "lauten Alarmsignal. Die Bundesregierung muss schnellstens Maßnahmen gegen die explodierenden Energie- und Treibstoffpreise setzen, ansonsten schlittern wir in eine massive Sozialkrise." Auch die steirische ÖVP-Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) sei gefordert, nicht nur in Wien Druck aufzubauen, sondern auch schleunigst ein Maßnahmenpaket auf steirischer Ebene auszuarbeiten. Teuerung, Kurzarbeit oder gar Arbeitsplatzverlust stellten nach den Monaten der Corona-Restriktionen und der dadurch ohnehin teils erlittenen Einkommensverluste eine für viele schier nicht mehr stemmbare finanzielle Belastung dar, sagte Amesbauer laut einer Aussendung.

Kocher erwartet nur vereinzelt Produktionsstopps

Die hohen Energiepreise werden nach Ansicht von Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) "nur im Ausnahmefall" zu Produktionsstopps bei heimischen Unternehmen führen. Auch fehlende Bauteile und hohe Preise für andere Rohstoffe belasten die Unternehmen. "Wir haben die Kurzarbeit", sagte Kocher in Richtung der betroffenen Firmen.

Die Sprit-, Gas- und Strompreise steigen seit einem Jahr deutlich. Seit dem 24. Februar, dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine, schnellen die Energiepreise in ungeahnter Geschwindigkeit nach oben. Arbeitsminister Kocher hofft, dass sich die Preise nach "einem Überschießen" wieder einpendeln werden. Für solche "endogene Schocks" gebe es die Kurzarbeit, sagte Kocher im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien.

Kurzarbeit weiterhin möglich

Die Corona-Kurzarbeit für besonders betroffene Betriebe läuft noch bis Ende März, das für die Unternehmen finanziell etwas eingeschränkte Kurzarbeitsmodell geht bis Ende Juni 2022. Kocher will mit dem Regierungspartner und den Sozialpartnern nun über die weitere Vorgehensweise bei der Kurzarbeit verhandeln. "Wenn es keine Einigung über ein neues Modell gebe, dann würde das Modell von vor der Krise wieder in Kraft treten", sagte Kocher. Man habe gesehen, dass das alte Kurzarbeitsmodell "einige Schwachpunkte" habe. In der Wirtschaftskrise 2008/09 schickten vor allem Industriebetriebe ihre Beschäftigten in Kurzarbeit. Die Nettoersatzrate für Beschäftigte in Kurzarbeit liegt seit Beginn der Coronapandemie je nach Einkommenshöhe bei 90 Prozent, 85 Prozent oder 80 Prozent.

Der Arbeitsminister erwartet durch den Ukraine-Krieg vor allem negative Zweitrunden-Effekte auf die heimische Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Die Verbesserungen der letzten Monate am Arbeitsmarkt werden "sich nicht so fortsetzten", erwartet Kocher. Auch die Prognosen vom vergangenen Dezember für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 in Österreich seien "unrealistisch". Damals prognostizierten IHS und Wifo für heuer ein BIP-Plus von 4,2 bzw. 5,2 Prozent.

(APA)

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