Geldpolitik

EZB strafft ihre Geldpolitik in Reaktion auf Inflation

EZB-Präsidentin Christine Lagarde bleibt trotz der heftigen  Inflationsausschläge in der Eurozone bei einem langsame Kurs in der Geldpolitik (Archivbild).
EZB-Präsidentin Christine Lagarde bleibt trotz der heftigen Inflationsausschläge in der Eurozone bei einem langsame Kurs in der Geldpolitik (Archivbild). (c) Getty Images (Thomas Lohnes)
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Das Anleihekaufprogramm der Zentralbank wird bereits im ersten Halbjahr 2022 deutlich zurückgefahren und aller Voraussicht nach im Juli auslaufen. Eine Anhebung des Leitzinses könnte es „einige Zeit danach“ geben.

Wer sich von der EZB-Sitzung am Donnerstag bereits eine starke Reaktion der Geldpolitik auf die aktuellen Preissteigerungen und die damit verbundene Inflation erwartet hat, wurde enttäuscht. Der Leitzins bleibt unverändert bei null Prozent, und auch die Anleihenkäufe gehen vorerst weiter. Allerdings erfolgt Geldpolitik immer in gemächlichen Schritten. Und hierbei hat die EZB am Donnerstag durchaus ihre Politik in Richtung einer geldpolitischen Straffung angepasst.

So wird das Anleihenkaufprogramm APP zwar weitergeführt, das Volumen der Nettokäufe soll jedoch anders als bisher geplant nicht bis zum Halbjahr bei 40 Mrd. Euro liegen, im dritten Quartal 30 Mrd. Euro betragen und erst im letzten Jahresviertel auf 20 Mrd. Euro sinken. Diese schrittweise Reduktion soll es jetzt bereits im April, Mai und Juni geben, sodass mit Beginn des dritten Quartals im Sommer die Anleihenkäufe bereits enden können, „wenn die Daten die Erwartung stützen, dass die mittelfristige Inflation auch nach dem Ablauf des Anleihenkaufprogramms sich nicht abschwächt“, so die EZB am Donnerstag.

Vorbedingung für Zinsanhebungen

Der Ablauf des Anleihenkaufprogramms sei eine Vorbedingung für Zinsanhebungen, so die Zentralbank weiter. Diese bleiben vorerst weiter bei null Prozent, könnten jedoch „einige Zeit nach dem Ende des Anleihenkaufprogramms“ angepasst werden. Diese Anpassung werde jedoch ebenfalls „graduell“ erfolgen, schränkt die EZB Erwartungen an ein stärkere Reaktion der Zentralbank bereits vorsorglich ein.

Die Entscheidung der EZB fällt in eine Zeit der Extreme. So sorgt der seit zwei Wochen andauernde Krieg in der Ukraine für einen rasanten Anstieg der ohnehin bereits hohen Energiepreise. Am eindrücklichsten zeigt sich die Situation an den Tankstellen, an denen Mitte der Woche in Österreich bereits Preise von über zwei Euro je Liter zu sehen waren. Aber auch Gas und Strom liegen derzeit regelmäßig auf Höchstständen.

Zeit hoher Inflationsraten

Die bereits hohe Inflation von zuletzt 5,9 Prozent im Februar in Österreich wird in den kommenden Monaten dadurch weiter ansteigen. Im heimischen Wifo rechnet man mit einem Anstieg auf zumindest 6,5 Prozent. Manche deutsche Ökonomen erklärten zuletzt bereits, dass eine Teuerung im Ausmaß von zehn Prozent nicht mehr ausgeschlossen sei.

Das Ziel der EZB, eine Inflationsrate von zwei Prozent, ist damit auf jeden Fall deutlich überschritten. Die Währungshüter müssten daher reagieren und ihre Politik des billigen Geldes, die ebenfalls die Inflation befeuert, zurückdrehen. Auch eine Erhöhung des Leitzinses – wie ihn etwa die US-Notenbank Fed für heuer bereits in drei Schritten auf voraussichtlich 0,75 Prozent in Aussicht gestellt hat – müsste eigentlich erfolgen.

Gleichzeitig gibt es jedoch die große Sorge, dass die Wirtschaft durch die gestiegenen Energiepreise bereits einen harten Schlag erleidet und das Wachstum sich deutlich einbremst. Hier könnte eine Zinserhöhung zusätzlich konjunkturhemmend wirken.

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