EU-Gipfeltreffen

Orbán gegen Öl- und Gassanktionen

Orbáns Alleingang droht die mühsam geeinte Front der Europäer zu sprengen.
Orbáns Alleingang droht die mühsam geeinte Front der Europäer zu sprengen.AFP
  • Drucken

Die 27 Staats- und Regierungschefs geloben, die Energieabhängigkeit von Russland senken zu wollen. Doch es fehlt Einigkeit darüber, wie – und einer schert wieder aus.

Zwei Wochen nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine werden die Risse in der bisher so wortreich beschworenen Einigkeit der Europäer immer deutlicher. Während sich die 27 Staats- und Regierungschefs der Union auf ihrem Treffen in Versailles am Donnerstag und Freitag eigentlich zum Ziel gesetzt hatten, die Abhängigkeit von russischen Energieträgern so schnell wie möglich zu verringern, schert Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán aus. Am Donnerstagnachmittag ließ er über seinen Sprecher mitteilen, dass er sich „gegen Sanktionen im Bereich von Öl und Gas aussprechen“ werde.
Solche stehen derzeit zwar ohnehin nicht auf dem Programm. Die EU-Chefs sind sich ihrer politischen Erpressbarkeit durch den Umstand, täglich durchschnittlich um rund 700 Millionen Euro russisches Gas zu kaufen, bewusst. Doch gleichzeitig treibt sie die Sorge vor den sozialen Folgen der rasant steigenden Energiepreise um. In Belgien beispielsweise mussten am Donnerstag rund 100 Tankstellen zusperren, weil sie angesichts der hohen Ölpreise derzeit nur mit Verlust Benzin und Diesel an ihren Zapfsäulen verkaufen können.

„Der Westen braucht Entputinisierung“

Dennoch droht Orbáns Alleingang die mühsam geeinte Front der Europäer zu sprengen. Donald Tusk, Polens früherer Ministerpräsident und Ex-Präsident des Europäischen Rates, nannte Orbán anlässlich des Treffens seiner Europäischen Volkspartei, deren Vorsitzender er nun ist, einen „nützlichen Idioten“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Der Westen braucht eine Entputinisierung.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.