Philosophie

Werden wir den verdammten Krieg nie los?

Da war doch was: Wie steht es nun um Kants Idee vom ewigen Frieden, die nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in aller Munde war? Auch der Welthandel hat unsere Hoffnungen nicht erfüllt. War das alles nur ein Irrtum?

„Zum ewigen Frieden“: Wie wohl tönt der Titel, welch schöne Idee. Mit seinem späten Werk hat Immanuel Kant das Völkerrecht begründet, die Vereinten Nationen inspiriert, noch in den Neunzigerjahren war er damit in aller Munde. Der gewaltlose Wandel im früheren Ostblock, Demokratie und Wohlstand, die sich wie von selbst ausbreiten, die uns umarmende Globalisierung: Eine zu Ende gehende Geschichte schien ganz nach Kants Skript geschrieben. Aber Vorsicht: Der kauzige Königsberger gab in der Präambel auch schelmisch preis, was ihn zu dem Titel angeregt hatte – „das Schild eines holländischen Gastwirts, auf dem ein Kirchhof gemalt war“. Ewigen Frieden gibt es vielleicht doch nur für die Toten.

Hat Kant selbst nicht an das verlockende Versprechen geglaubt? Heute schieben wir es peinlich berührt beiseite, als blauäugige Utopie, mit der wir uns in trügerischer Sicherheit gewiegt haben. Die Europäer raufen sich die Haare: Wie blind wir doch gewesen sind! Rund um uns herum hatte der Krieg ja nie aufgehört: Vietnam, Korea, Afrika, Afghanistan, das Pulverfass Nahost, das Gemetzel in Tschetschenien, wo auch schon Putin seine blutigen Hände im Spiel hatte. Und, bereits mitten in Europa, das Schlachten im zerfallenden Jugoslawien.

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