Fahrbericht

Fiat 500e: Eine fast perfekte Liebe

Sieht von vorne aus, als würde er lächeln: Der Fiat 500e
Sieht von vorne aus, als würde er lächeln: Der Fiat 500e(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Fiat verabschiedet sich mit der dritten Generation des 500 vom Verbrennungsmotor. Das Zwutschgerl ist ideal für stadtnahe Fahrten, es gibt aber einen Wermutstropfen.

Wien. Über Geschmack kann man ja schwer streiten. Irgendjemandem muss beispielsweise auch der Fiat Multipla gefallen haben, sonst wäre das Auto nicht elf Jahre lang produziert worden, das manche für das hässlichste aller Zeiten halten (geschlagen vielleicht nur vom Pontiac Aztek).

Auch über das Aussehen des elektrischen Fiat 500 kann man nicht streiten, da kann man nur übereinstimmen. Wem, bitte, gefällt dieses Auto nicht? Das knubbelige Design der aktuellen Version knüpft raffiniert an den Fiat 500 an, wie es ihn seit 2007 gibt, der seinerseits wiederum die Neuinterpretation des kultigen Fiat Nuova 500 war, der von 1957 bis 1975 hergestellt wurde.

Dem aktuellen 500 haben sie auch noch Augenlider verpasst – gebogene LED-Scheinwerfer über den elliptischen Scheinwerfern und den runden Tagfahrlichtern. Statt eines Fiat-Logos prangt in der Mitte ein 500-Schriftzug, darunter eine breite Luftschürze. Von vorn sieht der Cinquecento aus, als würde er lächeln.

Gewachsener Kleinstwagen

Mit der dritten Generation seines Kleinstautos verabschiedet sich Fiat vom Verbrenner (die zweite Generation bleibt als Hybridmodell noch im Angebot). Hatte man einst ein Elektromodell auf die Verbrennerbasis gesetzt, ist dieser 500 als reines E-Fahrzeug entwickelt worden. Er wurde ein bisschen größer – 3,63 Meter, ein Plus von 6,1 Zentimetern – und fast sechs Zentimeter breiter (1,68 Meter), ist aber als Stadtauto noch immer unschlagbar. Noch dazu mit einem Wendekreis von 9,7 Metern.

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)

Apropos ideales Stadtauto: Es ist bemerkenswert, wie großzügig das Raumgefühl ist – vorausgesetzt, man sitzt nur zu zweit im Auto. Wir haben eine kurze Stadtfahrt zu viert gemacht – und das war eine Herausforderung. Möglich war das ohnehin nur, weil wir zwei ausgewachsene Männer zarte, gertenschlanke Ehefrauen haben, die auf den kleinen Hintersitzen Platz gefunden haben (und wir vorn den Bauch eingezogen haben). Für längere Fahrten geht das nur mit Volksschulkindern.

Das Ein- und Aussteigen war bei unserem Testauto freilich recht problemlos, weil er eine kleine dritte Tür hat. Sie schließt an die Beifahrertüre an und öffnet in die entgegengesetzte Richtung. Weil es keine Trennsäule gibt, hat man bequem Zugang zu den Hintersitzen oder kann größere Einkäufe verstauen.

Damit sind wir bei der meistgestellten Frage bei jedem Elektroauto: Wie groß ist die Reichweite? Die ehrliche Antwort: Wen kümmert's? Die Reichweite ist bei diesem Auto völlig egal. Ehrlich: Würde irgendjemand mit einem Fiat 500 nach Tirol auf Skiurlaub oder nach Kroatien ans Meer fahren? Wir eher nicht – und das scheitert nicht nur am Kofferraumvolumen (185 Liter). Der Fiat 500 ist ein perfektes Zweitauto für die Stadt und zum Pendeln, aber eher nichts für die Langstrecke.

Aber weil ohnehin keine Ruhe ist: Vollgeladen zeigte er in unserem Test bei den aktuell tiefen Temperaturen rund um den Gefrierpunkt, die also immer eine stromfressende Heizung notwendig machen, 260 Kilometer an. Das ist weit mehr, als man an einem Tag mit diesem Auto fährt. Der Verbrauch pendelte sich bei knapp über 17 kWh auf 100 Kilometern ein. Bei wärmeren Temperaturen sollte ein Wert von unter 15 kWh möglich sein.

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)

Aufgeladen ist das Zwutschgerl jedenfalls schnell. Fiat hat ihn mit einem Schnellladesystem ausgestattet, das einen Ladestrom von bis zu 85 kW ermöglicht. Nach nur fünf Minuten hat man also so viel getankt, wie es der durchschnittlichen täglichen Fahrstrecke entspricht (etwa 50 Kilometer). Man kann den 42-kWh-Akku auch zu Hause über die Steckdose laden – für das tägliche Pendeln reicht es allemal.

Ein Auto zum Verlieben. Die Liebe kühlt allerdings beim Blick auf die Preisliste ein wenig ab. Der von uns getestete Fiat 500e La Prima mit dritter Zusatztür, einem hochwertigen Innenraum, allen Raffinessen und Assistenzsystemen, die man sich wünschen kann, steht mit 37.590 Euro in der Liste. Staat und Importeur schießen zwar 5000 Euro Förderung zu, man liegt aber noch immer über der 30.000-Euro-Grenze.

Wer auf die dritte Tür verzichten kann, sich mit einer recht nüchternen Ausstattung und mit einer 23,8-kWh-Batterie begnügt, bezahlt ab 25.990 Euro (20.990 Euro bei abgezogener Förderung). Dann hat man zwar nur maximal 190 Kilometer Reichweite – aber noch immer mehr als genug.

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