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Hotelmärkte: Zwischen Erholung und Marktbereinigung

(c) Christie & Co
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Die Tourismusindustrie schöpft wieder Hoffnung. Gleichwohl leiden Investoren unter der Planungsunsicherheit.

Nach einem durchwachsenen Jahr 2021 erwartet die Tourismusbranche auch 2022 wieder einige Herausforderungen. Neben der Omikron-Variante kann die geopolitische Krise in Osteuropa den für dieses Jahr erwarteten Tourismusboom spürbar bremsen, was nicht ohne Auswirkungen auf die europäischen Hotelmärkte bleiben dürfte. „Zweifelsohne waren die letzten zwei Jahre für die gesamte Hotellerie eine Herausforderung, Investoren mussten ihre Suchprofile an die veränderten Bedingungen anpassen“, sagt Melanie Waraschitz, Consultant Investment bei Christie & Co.

So verlagerte sich in vielen Märkten Europas der Fokus weg von der Stadt- hin zur Ferienhotellerie. Resort-Hotels in Deutschland und Österreich haben sich besonders gut entwickelt, da sie von ihrer Nähe zu den wichtigsten Quellmärkten in Deutschland und Österreich, aber auch in den Niederlanden und Skandinavien profitieren, heißt es in einer Studie von Christie & Co. Und obwohl die Pandemie noch nicht vorbei ist, geben sich die Investoren wieder zuversichtlich. Dieser Optimismus wird von der Tatsache untermauert, dass sich das Investitionsvolumen fast vollständig erholt hat. Nach Berechnungen von Cushman & Wakefield (C&W) hat es nur ein Jahr gedauert, bis der Zwölfmonatsdurchschnitt der Investitionen nicht mehr zurückgegangen ist. In der Regel dauert es laut C&W vier Jahre, um den langfristigen 15-Jahre-Durchschnittswert wieder zu erreichen.

Diversifizierung

Insgesamt ist der europäische Hotelmarkt seit 2014 kontinuierlich gewachsen, bis die Pandemie das Investitionsvolumen zum Erliegen brachte. Nach einem Allzeithoch im Jahr 2019, als das Transaktionsvolumen die Marke von 27 Milliarden Dollar überschritten hat, gingen die Investments im Jahr 2020 auf 8,5 Milliarden Euro zurück. Für 2021 rechnet Engel & Völkers Consulting mit einem Anstieg auf rund 15 Milliarden Euro.

Aber haben Stadt- und Businesshotels überhaupt noch eine Zukunft, wenn Tagungen und Konferenzen ausbleiben? In Deutschland haben Unternehmen laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft im vergangenen Jahr rund elf Milliarden Euro eingespart, weil sie ihre Mitarbeiter pandemiebedingt kaum noch auf Dienstreise geschickt haben oder Konferenzen virtuell abgehalten wurden. Dennoch halten viele Investoren dem Segment weiterhin die Stange. Dazu gehört beispielsweise Union Investment: „Ferienresorts sind zwar ein spannendes Thema und eine sinnvolle Ergänzung“, sagt Christoph Eichbaum, Investment Manager des Hospitality-Teams von Union Investment. „Stadthotels bilden aber weiterhin das Rückgrad unseres Portfolios.“ Festzuhalten ist, dass sich die Hotelbranche stärker diversifizieren wird. Neben den traditionellen Hotels geraten zusehends Ferienhotels (Resorts), Branded Residences und Serviced Apartments auf das Radar institutioneller Investoren. „Im Gegensatz zur Stadthotellerie hat sich die Ferienhotellerie auch in Krisenzeiten als robuster Markt erwiesen“, erläutert Olaf Steinhage, Geschäftsführender Partner bei MRP Hotels.

Mit Blick auf das kommende Jahr wird mit folgenden Entwicklungen gerechnet: Demnach erwartet Christie & Co unter anderem, dass Hotelentwicklungsprojekte aufgrund düsterer Prognosen aufgegeben werden könnten, dass einige Hotels in ungünstigen Lagen und mit schwachen Betreibern oder überhöhten Mieten ihren Betrieb einstellen werden und dass in gefragten Märkten wie Prag, München, Budapest und Wien mit hohen Auslastungen zu rechnen ist.

Herausforderungen 2022

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Gemäß einer von mrp Hotels durchgeführten Umfrage, worauf sich die Hotelindustrie 2022 einstellen müsse, zählen Themen wie Flexibilität und Planbarkeit für alle Befragten zu den größten Herausforderungen – sowohl für Betreiber und Eigentümer als auch Projektentwickler und Investoren. Da jedoch praktikable Einschätzungen schwierig bis unmöglich sind, werde sich die Branche auch mit der Platzierung von neuen Projektideen schwertun.

  • Die Ferienhotellerie hat sich in der Krise als Motor erwiesen. Das Investoreninteresse an entsprechenden Projekten – vor allem bei High-End-Resorts – ist deutlich gestiegen.
  • Hotelimmobilien haben kaum an Wert verloren, das stärkt das Vertrauen der Investoren in die Assetklasse.
  • Neue Konzepte wie Apartments, die einen flexibleren Betrieb ermöglichen, haben einen deutlichen Vorteil gegenüber etablierten, klassischen Hotelbetrieben. Hier ist ein Strukturwandel zu erwarten.

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