Wohnimmobilien

Hauspreise: Kein Trendwechsel in Sicht

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New Homes(c) Getty Images
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Trotz der kräftigen Zuwächse in den vergangenen Jahren gehen die Experten davon aus, dass der Preis-Plafond noch nicht erreicht ist. Vor allem institutionelle Anleger finden Gefallen an dem Segment.

Nach den kräftigen Zuwächsen in den vergangenen Jahren sollte man meinen, dass das Wachstum der Hauspreise allmählich abflachen müsste. Stattdessen hat sich diese Entwicklung in vielen Ländern Europas während der Pandemie weiter beschleunigt. Nach Berechnungen von Eurostat erhöhten sich die Hauspreise in der Eurozone im dritten Quartal 2021 im Jahresvergleich um 8,8 Prozent. In Deutschland legten sie um zwölf Prozent, in Österreich um 13 und in den Niederlanden um fast 17 Prozent zu. Deutlich niedrigere Wachstumsraten wurden hingegen in Spanien und Italien mit jeweils vier Prozent registriert. Seit 2010 sind die Hauspreise in der EU um fast 40 Prozent gestiegen, die Mieten dagegen nur um rund 15 Prozent. Die starke Spreizung zwischen Kaufpreisen und Mieten lassen Wohnimmobilien eigentlich unattraktiver erscheinen, weil die Renditen in den entwickelten Märkten sich dadurch nur mehr im unteren einstelligen Bereich bewegen.

Institutionelle als Treiber

Gleichwohl rechnen viele Experten, darunter das britische Beratungsunternehmen Knight Frank (KF), nicht mit einem Trendwechsel. Untermauert wird diese Einschätzung durch eine Umfrage unter institutionellen Investoren, die darauf hindeutet, dass dieser Sektor weiter fest in ihrem Fokus bleibt. „Unsere Studie hat ergeben, dass die Befragten in den nächsten fünf Jahren weitere 87,5 Milliarden Euro in Wohnimmobilien investieren wollen“, sagt Oliver Knight, Partner in Knight Frank's Residential Research Department in London.

Bereits im vergangenen Jahr wurden laut einer Analyse von Knight Frank in Europa Wohnimmobilien im Umfang von knapp 100 Milliarden Euro gehandelt, 60 Prozent mehr als im Jahr davor. „Das entspricht fast 30 Prozent aller wertmäßigen Immobilieninvestitionen auf dem Kontinent, gleichauf mit Investitionen in Büros“, betont der Experte. Der größte Einzelmarkt für Wohninvestitionen in 2021 war mit einem Volumen von 53 Milliarden Euro Deutschland. Dazu beigetragen hat eine Handvoll großer Portfoliodeals, darunter die Übernahme der Deutsche Wohnen durch Vonivia, die fast 28 Milliarden Euro schwer war. Angesichts dieser Entwicklung werden mittlerweile erste Warnungen vor einer Überhitzung des Marktes laut. So weist etwa der Risikorat der EU darauf hin, dass die Risken für die Finanzstabilität auf dem Immobilienmarkt in einigen Staaten gewachsen seien. Entsprechende Warnungen ergingen an Bulgarien, Kroatien, Ungarn, die Slowakei und Liechtenstein.

„Empfehlungen“ des Risikorats gingen zudem an Österreich und Deutschland, die bereits 2016 und 2019 Warnungen erhalten hatten. Vor Preisübertreibungen auf dem Immobilienmarkt hat im vergangenen Jahr auch die Deutsche Bundesbank gewarnt. Nach ihren Berechnungen lagen die Wohnimmobilienpreise in den deutschen Städten in 2021 um 15 bis 40 Prozent über dem gerechtfertigten Niveau.

Studentenwohnen im Fokus

Auf einen Blick

Aus der Umfrage von Knight Frank kristallisieren sich Investitionsschwerpunkte in Deutschland, Großbritannien und Spanien heraus. „Diese Länder profitierten von einem günstigen Investitionsumfeld, bestehend aus einer starken Nachfrage nach Studenten- und Seniorenwohnungen sowie groß angelegten Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen“, erläutert Knight. Aber auch weniger reife Märkte wie Italien, Irland und Polen könnten künftig einen größeren Anteil an Investitionen anziehen. Als stärksten Sektor im Wohnimmobilienbereich sieht er derzeit Studentenwohnen. Dieser könnte die Märkte für Mehrfamilien- und Einfamilienhäuser 2022 übertreffen.

  • Laut Eurostat sind die Hauspreise in der Eurozone im dritten Quartal 2021 im Jahresvergleich um 8,8 Prozent gestiegen. Österreich verzeichnete ein Plus von 13 Prozent.
  • 2021 sind laut einer Analyse von Knight Frank in Europa Wohnimmobilien im Umfang von knapp 100 Mrd. Euro gehandelt worden. Deutschland war der stärkste Einzelmarkt.
  • Institutionelle Investoren wollen in den nächsten fünf Jahren weitere 87,5 Mrd. Euro in Wohnimmobilien investieren.

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