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Mitreden bei der Coronakrise: Kamen die Lockerungen zu früh?

Die Corona-Zahlen steigen. Waren die Öffnungsschritte am 5. März dennoch das richtige Signal? Oder hätte Österreich vorsichtiger agieren sollen? Wie geht es jetzt weiter? Diskutieren Sie mit!

Österreich probt einmal mehr die Rückkehr zur „Normalität". Am 5. März wurden beinahe alle Corona-Beschränkungen aufgehoben. Sogar die Nachtgastronomie öffnete. Und auch die Impfpflicht ist (vorerst) Geschichte, nach drei Monaten wird wieder evaluiert. Masken- und Quarantäneregelungen bleiben aufrecht, dennoch kam der erwartete Anstieg der Infektionszahlen prompt, die Zahlen erreichen ständig neue Höchstwerte.

Mitte März verkündete die Regierung nichts desto trotz die nächsten Schritte: Das flächendeckende Gratis-Testangebot wird ab 1. April eingeschränkt. Außerdem gibt es Lockerungen bei der Quarantäne. Nicht vollständig geimpfte Kontaktpersonen können weiterhin mit Maske einkaufen oder arbeiten (was wohl auch an den aktuellen Personalengpässen liegt) und einkaufen. Eine Absage gab es vorerst für eine komplette Aufhebung der Quarantäne - auch für Infizierte. Mehr berichtet Barbara Schechtner.

Auf die Frage, ob die Öffnungsschritte zu früh kamen, versucht Köksal Baltaci Antworten zu finden. Gerald Gartlehner, Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation an der Donau-Universität Krems, erklärte jedenfalls im Gespräch mit ihm: „Angesichts der aktuellen Entwicklung, die alles andere als überraschend ist und vor der fast alle Epidemiologen sowie Virologen gewarnt haben, kam das bedingungslose Öffnen am 5. März definitiv zu früh“. Todesfälle würden „ganz offensichtlich" in Kauf genommen.

Querschreiberin Anna Goldenberg kritisiert in ihrer aktuellen Kolumne vor allem das Hin und Her bei der Impfpflicht. Sie meint: „Bei den Corona-Maßnahmen gibt sich die Regierung zunehmend populistisch.“ Sie warnt vor einem Vertrauensverlust und vor dem Herbst und würde es begrüßen, wenn die Impfpflicht durch durchdachte Anreizsysteme ersetzt wird.

Denn „tot" ist die Impfpflicht noch nicht, das betonte zumindest der neue Gesundheitsminister Johannes Rauch im Interview mit Thomas Prior. Der Grüne ist bereits der dritte Gesundheitsminister binnen eines Jahres, was vermutlich auch nicht unbedingt zur Kontinuität der Pandemie-Politik beiträgt. Wie Rauch tickt und was das zu bedeuten hat, darüber hat sich „Presse"-Innenpolitik-Chef Oliver Pink schon ein paar Gedanken gemacht. Er analysiert: „Ein Politiker folgt einem Arzt nach."

Anne-Catherine Simon erinnert unterdessen in einem Leitartikel: „Auch die Gesellschaft, nicht nur das Virus ist etwas Heikles: Die Dynamik seit Dezember 2021 hat gezeigt, wohin es führt, das zu vergessen.“ Was 2022 noch auf uns zukommen wird? Wir werden es erfahren.

(Anm. Der Diskussionsartikel vom 11. März wurde am 16. März aktualisiert.)

(sk)

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