Stilaltbauten

Sternparkett, Luster, Stuck und Flügeltüren

Supraporten und Luster: Prächtige Maisonette im Wiener Textilviertel.
Supraporten und Luster: Prächtige Maisonette im Wiener Textilviertel. (c) Otto Immobilien
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Was an imperialen Schönheiten derzeit in Wien auf dem Markt ist.

Repräsentativer geht es kaum: Stilaltbauten haben nicht nur hohe Decken, elegante Flügeltüren und prächtige Stuckornamente, sondern auch ein Attribut, das Immobilien grundsätzlich wertvoll macht. „Nicht vermehrbar“ lautet dieses und bedeutet, dass die Vorräte an diesen Liegenschaften nicht unbegrenzt sind – und bei der derzeitigen Nachfrage auch eher früher als später vergriffen sein werden. Jedenfalls jene, deren Adaption und Sanierung zu modernem Wohnkomfort gelungen ist.

Wachsende Beliebtheit

Das haben in den vergangenen Jahren immer mehr Käufer erkannt, weshalb nach dem Boom der sogenannten Penthouses in Wien zum Ende der Nuller- und Beginn der Zehnerjahre die Regelgeschoße in den Gründerzeithäusern der Stadt wieder an Popularität gewonnen haben. Beliebt sind sie vor allem dann, wenn sie sich wahlweise ganz oben befinden oder kein Gegenüber haben – und somit genügend Licht auf das Fischgrät- oder Sternparkett fallen kann. Wenn alles passt, schrumpfen auch die Preisunterschiede zu den ausgebauten Dachterrassen deutlich. Hier vier Beispiele von Vertretern dieser Gattung in der obersten Liga:

Mit Mobiliar

Um das Leben ganz und gar im Stil der guten alten Zeit zu zelebrieren, bietet sich eine Altbaumaisonette an. Zum Beispiel jene im Textilviertel in der Wiener Innenstadt, die ein italienischer Innenarchitekt komplett eingerichtet hat. Das Stilmobiliar hat er eigens für die Wohnung designt. Unter großen Lustern und vor schweren Vorhängen finden sich hier Tafeln mit Intarsien, Kredenzen und offene Kamine mit viel Stuck, in den Bädern goldene Waschtische und in den Schlafräumen stilechte Himmelbetten. Aber auch abgesehen vom Mobiliar beeindrucken in der Wohnung im vierten Liftstock Elemente des gehobenen Gründerzeitlebens: prächtige Supraporten, aufwendige Parkettböden, Wandvertäfelungen, hohe Decken und Schnitzarbeiten am Stiegengeländer zur oberen Etage.

Gewohnt wird hier auf 245 Quadratmetern, die sich auf fünf Zimmer und drei Bäder verteilen. Die Küche ist abgetrennt und modern gehalten, von hier aus lässt sich eine eher schlichte Loggia mit 21 Quadratmetern betreten. Über die innen liegende Treppe erreicht man eines der Schlafzimmer mit En-suite-Bad, das entsprechend auch als Nanny- oder Gästezimmer genutzt werden kann. Vermittelt wird die Wohnung über Otto Immobilien, der Kaufpreis beträgt 7,2 Millionen Euro, darin sind zwei Stellplätze inkludiert.

Mit Balkon

In der Nähe des Rathauses gibt es aktuell einen Stilaltbau mit Platz an der frischen Luft – genauer: einem kleinen Balkon. Blickt man von ihm hinab, offenbart sich Prächtiges. Denn das Arkadenhaus aus dem Jahr 1878 wurde von Rathausarchitekt Friedrich von Schmidt und Franz von Neumann im Ringstraßen-Hauptstil in altdeutschen Formen mit neogotischen Elementen gebaut. Was sich in einer Fassade mit reichem Schmuck, Kuppeln, Erkern, Balkonen, Puttenfries und Statuen von Venus und Mars zeigt. Die Wohnung liegt im zweiten Stock, hat passend dazu 3,7 Meter hohe Räume, Stuck an den Decken und einen offenen Kamin im repräsentativen Wohnbereich. Der private Teil wird über einen Flur erschlossen und hat drei Schlafzimmer, darunter ein hofseitiges Hauptschlafzimmer mit angeschlossenem Schrankraum. Außerdem gibt es noch eine Bibliothek, die mit schweren Einbaumöbeln ausgestattet ist.

In allen Räumen finden sich Sternparkette und Kastenfenster, in den beiden Bädern Marmor. Das beeindruckendste Element der 180 Quadratmeter großen Wohnung ist allerdings der Ausblick: Dazu gehören nämlich das Rathaus, das Burgtheater und auch noch ein wenig Stephansdom. Vermittelt wird die Wohnung über Engel und Völkers Wien, der Kaufpreis liegt bei 4,25 Millionen Euro.

Stilaltbau mit Balkon und Blick zum Burgtheater
Stilaltbau mit Balkon und Blick zum Burgtheater (c) Engel & Völkers Wien

Mit Kassetten

Ebenfalls in einem Arkadenhaus in der Nähe des Schottentors steht ein Stilaltbau zum Verkauf, in dem es besonders luxuriös zugeht. Die adaptierte Palaiswohnung ist mit Kunst und modern-eleganten Designermöbeln ausgestattet, die im Kaufpreis enthalten sind.

Nicht nur Kunstwerke, auch Möbel brauchen jedoch den passenden Rahmen. Diesen bilden wirklich außergewöhnliche Parkettböden mit aufwendigen Intarsien. Der Wohn- und Essbereich ist mit einem offenen Kamin ausgestattet und bis zur Decke mit hellen Holzkassetten vertäfelt, wo diese auf schöne Stuckelemente und Fresken treffen, die von den Kristalllustern entsprechend in Szene gesetzt werden. Gewohnt wird in diesem Ambiente auf gut 170 Quadratmetern, die sich auf drei Zimmer, ein Kabinett und zwei Bäder verteilen. Vermittelt wird die Wohnung im dritten Stock über Thomas Immobilien, aufgerufen sind dafür gut 2,75 Millionen Euro.

Palaiswohnung mit aufwendigem Parkett
Palaiswohnung mit aufwendigem Parkett (c) Thomas Immobilien

Mit schlichter Schönheit

Allerdings muss man nicht zwingend Stuck, Luster und glänzende Böden mögen, um ein Altbaufan zu sein. Für jene, die die wirklichen Highlights eines Altbaus schätzen, nämlich die hohen Räume, Flügeltüren und großzügigen Raumdimensionen, ist derzeit eine moderne, ruhige Adaptierung auf dem Markt. Ebenfalls im Textilviertel findet sich im sechsten Stock eines Gründerzeithauses eine Altbauwohnung, die statt auf Fischgrät- auf Eichenparkett in Dielenform setzt. Auch erleuchten keine großen, extravaganten Luster die luftigen Altbauräume, sondern neben den schönen Hohlkehlen an den Decken sind schlichte Deckenlampen integriert, die sich natürlich bei Bedarf durch prächtige Leuchtkörper ergänzen lassen. In den Bädern unterstützt Feinsteinzeug mit großen Fliesen und im Eingangsbereich Glasgeländer die puristische Version des Stilaltbaus. Dafür, dass der besondere Charme keinen Schaden nimmt, sorgen auch die großen Kastenfenster, von denen drei allein im Wohnzimmer zu finden sind.

Schlichte Eleganz: Altbaucharme trotz moderner Elemente.
Schlichte Eleganz: Altbaucharme trotz moderner Elemente.(c) Marschall Immobilien

Zur Ausstattung der 94 Quadratmeter großen Wohnung mit zwei Zimmern und einem Bad gehören unter anderem ein Smarthome-System, eine Fußbodenheizung und Klimaanlage sowie ein Fernwärmeanschluss. Vermittelt wird der Altbau über Marschall Immobilien, der Kaufpreis beträgt knapp 1,75 Millionen Euro. (SMA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2022)

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